Zum dritten Mal nach 1984 und 2009 steht England an einer Europameisterschaft in einem Final. Nach dem furiosen 4:0 gegen Schweden in Sheffield machte Trainerin Sarina Wiegman klar, dass im dritten Anlauf auch der Titel her soll: «Wir haben einen Traum und sind nun schon so weit gekommen. Wir wollen den Weg bis zum Ende gehen», sagte die Niederländerin.
Wiegman weiss, wie es geht: 2017 war sie Trainerin des niederländischen Teams, das mit 6 Siegen zum Titel stürmte. Nimmt man die 5 Vollerfolge der «Lionesses» an diesem Turnier hinzu, hat Wiegman nun also 11 EURO-Partien in Folge allesamt gewonnen. Das Dutzend soll am kommenden Sonntag im Final gegen Deutschland oder Frankreich voll werden.
Wiegman: «Bin unglaublich stolz»
Zuerst aber kündigte die 52-Jährige in der elektrisierenden Atmosphäre von Sheffield eine kleine Party an. So deutlich das Resultat gegen Schweden letztlich war: Der Finaleinzug sei harte Arbeit gewesen. «Der Wendepunkt war das zweite Tor», so Wiegman. Danach setzten die Engländerinnen zum Steigerungslauf an. «Dieses Resultat wird um die Welt gehen. Nach dieser Leistung werden alle über uns sprechen. Ich bin unglaublich stolz.»
Während die Trainerin vor allem die Breite im Team lobte (mit Edeljoker Alessia Russo erzielte eine Einwechselspielerin das Traumtor zum 3:0), gaben die Spielerinnen die Blumen an Wiegman zurück. «Sie ist ein toller Coach und Mensch und hat viel Spielkultur ins Team gebracht. Wir spielen sehr klar und haben immer einen Plan B, C oder D. Sie macht es uns einfach, ein Teil dieses Teams zu sein», schwärmte Beth Mead. Die Stürmerin ist mit 6 Treffern in 5 Spielen bisher die grosse Figur des Heimturniers.
Holen die Frauen Verpasstes nach?
Ohne Zweifel: Wiegman, die vor gut einem Jahr Phil Neville auf dem Trainerstuhl abgelöst hatte, geniesst im Mutterland des Fussballs gerade viel Kredit. Und sie könnte ihre Arbeit am Sonntag krönen: Der Final im ausverkauften Wembley in London dürfte mit 90'000 Fans die bisher grösste Kulisse bei einem Frauenfussball-Länderspiel bereithalten.
Sollte den «Lionesses» der Coup gelingen, würden sie auch die bittere Pleite der englischen Männer im EM-Final gegen Italien an gleicher Stätte vor einem Jahr tilgen. Das Team von Gareth Southgate verlor damals im Penaltyschiessen.