«England hat den grösseren Druck», sagte Deutschlands Trainerin Martina Voss-Tecklenburg vor dem Final der Women's EURO. Eine Aussage, die auf den ersten Blick überrascht, hat doch das DFB-Team keines seiner 8 EM-Endspiele verloren.
Bei genauerer Betrachtung dürfte man aber mit Voss-Tecklenburg einig gehen. Der Hype um das englische Nationalteam ist in der Heimat riesig. Mit jeder Partie, die die «Lionesses» bestreiten, wird das Verlangen nach noch mehr Siegen grösser. Die Euphorie, die derzeit auf der Insel Jung und Alt, Gross und Klein elektrisiert, ist im Frauenfussball beispiellos. Jetzt soll im Wembley-Stadion der ultimative Erfolg her. Endlich.
Geschichte spricht gegen England
Ein Exkurs in die Vergangenheit erklärt dieses Lechzen nach dem EM-Titel und warum der eine oder andere England-Fan dem Spiel im London mit Sorgenfalten entgegenfiebert. 1966 gewannen die Männer den WM-Final gegen Deutschland im Wembley. Seither warten sowohl die Männer als auch die Frauen Englands auf einen Triumph an einer Endrunde. Einige Chancen blieben ungenutzt:
- 1984: Die Engländerinnen verlieren den EM-Final gegen Schweden nach Hin- und Rückspiel.
- 2009: Die Engländerinnen ziehen in Helsinki gegen Deutschland im EM-Endspiel mit 2:6 den Kürzeren.
- 2021: Die Engländer unterliegen an der EURO Italien nach Penaltyschiessen – im Wembley.
Kein Wunder, ist «Football's Coming Home» mittlerweile ein Traum und kein Fakt. Dem Team von Trainerin Sarina Wiegman bietet sich die Möglichkeit, einen 56-jährigen Fluch zu beenden – im Wembley, gegen Erzrivale Deutschland. Wenn das kein Druck auf den Schultern der Engländerinnen ist, was dann?