Das Duell England - Deutschland komme für sie nicht überraschend, sagt Kathrin Lehmann. Die langjährige Torhüterin gibt aber zu: «Ich hätte diese Affiche eher im Viertelfinal erwartet.» Die 42-Jährige rechnete mit Platz 2 der Deutschen in der Gruppe mit Spanien. Doch die DFB-Frauen blieben makellos – und die Ibererinnen im Viertelfinal an den «Lionesses» hängen.
Dass sich England und Deutschland im Final gegenüberstehen (am Sonntag ab 17:00 Uhr live auf SRF zwei; Anpfiff im Wembley um 18:00 Uhr), findet Lehmann «grossartig». Die Daumen drückt sie den Deutschen. Bei unseren nördlichen Nachbarn hütete Lehmann während Jahren das Tor in München und Potsdam. Bei der Equipe von Martina Voss-Tecklenburg hebt sie vor allem eine Spielerin hervor: «Alexandra Popp ist eine Ausnahmekönnerin. Vorne schiesst sie die Tore und hinten fängt sie die Konter ab. Schlicht grossartig, wie sie spielt.»
Die Zürcherin sieht England am Sonntag in der Favoritenrolle, erwartet aber gleichwohl ein enges Endspiel. Ein paar wenige Momente würden für den Final-Ausgang entscheidend sein, glaubt Lehmann.
Auch bei den Zuschauerzahlen und der Berichterstattung sind neue Dimensionen erreicht worden.
Blickt Lehmann losgelöst vom Final auf die gesamte Women's EURO 2022, stellt sie einen markanten Qualitätssprung fest. «Der Frauen-Fussball hat sich parallel nach oben verschoben», sagt sie. Athletik, Taktik oder auch die Staffs der einzelnen Teams hätten sich enorm weiter entwickelt. «Auch bei den Zuschauerzahlen und der Berichterstattung sind neue Dimensionen erreicht worden.»
Dieser Trend werde so weitergehen – auch mit Blick auf die WM 2023 in Australien und Neuseeland. «Wie im Männer-Fussball, wo die Schnellsten jedes Jahr noch schneller rennen, wird das bei den Frauen ähnlich sein.»
Die Schweiz soll Schritt halten
Und wo steht die Schweizer Frauen-Nati, die in England die Segel in der Gruppenphase streichen musste? Die Schweiz gehöre zwar zu den Top 16 in Europa, was bereits eine grosse Leistung sei. Innerhalb dieser Top-Nationen sei die Nati indes aktuell im untersten Segment angesiedelt, so Lehmann. Aber: «Es ist machbar, dass man Schritt halten kann. Entscheidend ist die Arbeit in den Vereinen – nicht zuletzt in den Profiklubs der Männer.»