«Jünger werde ich nicht mehr, aber der Torriecher ist immer noch da», sagte Fabienne Humm nach ihrem zweitletzten Spiel im FCZ-Trikot am letzten Samstag. Zu gern würde die 37-jährige Aargauerin noch mal jubeln. Im Playoff-Final wartet zum dritten Mal in Serie Servette: «Wir haben sie zweimal geschlagen, da sind wir mental sicher im Vorteil. Aber es ist alles offen. Wir werden alles geben.»
Immer alles geben, Humm verkörpert dies auf und neben dem Platz. Seit je ist ihr Alltag durchgetaktet, arbeitet sie doch in einem 100-Prozent-Pensum als Logistik-Kauffrau.
Damit sie früh Feierabend machen kann, beginnt sie meist schon morgens um sechs zu arbeiten. Zu Mittag isst sie bei ihren Eltern, die in der Nähe wohnen. «So muss ich nie überlegen, was ich kochen soll.» Von der Arbeit geht's direkt aufs «Heerenschürli» ins Training bis um 21 Uhr. Und dies fünfmal pro Woche.
Endlich richtige Ferien
Mal gibt Humm kürzere, mal längere Antworten. Immer ist sie direkt und ehrlich. Ihr «sec» vorgetragenes «Bitte, tschau!» am Ende von TV-Interviews ist legendär. «Das bekomme ich öfter zu hören», sagt sie und lacht. «Dabei sage ich nach der letzten Frage jeweils nur anständig ‹bitte›, und weil ich danach immer in die Kabine muss, noch ein ‹Tschau›.» Am Sonntag dürfte sie es ein letztes Mal ins SRF-Mikrofon sagen.
Danach wird sie mehr Zeit haben. Für sich und endlich mal für richtige Ferien. Diese verbrachte sie bis 2023, da sie noch Nationalspielerin war, stets auf dem Fussballplatz: Für jeden Zusammenzug musste sie Ferien nehmen.
2022 häuften sich wegen der EM-Endrunde weit über 250 Minusstunden an – minus zwei Monatslöhne. Humm zuckt mit den Schultern: «Was willst du machen?» Für sie war das normal.
Heimatverbunden und treu
Die enge Beziehung zu Familie und Freunden: Wohl ein Hauptgrund, dass sie nie ins Ausland wechselte. Angebote gab es, besonders viele nach Humms Rekord-Hattrick an der WM 2015 in Kanada: Drei Tore binnen fünf Minuten erzielte sie beim 10:1 der Schweizerinnen gegen Ecuador.
Der Hashtag #Hummbelievable ging viral und der Boulevard feierte sie als «Bumm-Bumm-Humm». Trotz des Erfolgs und der grossen Aufmerksamkeit: Humm wollte nie weg, Profi werden war nie ihr Traum. «Wahrscheinlich war es ein Mix aus zu wenig Mut und zu viel Heimweh.»
Nicht nur heimatverbunden ist Humm, sondern auch eine treue Seele: Letztes Jahr feierte sie ihr 20-jähriges Firmenjubiläum im Lehrbetrieb. Auch im Fussball gabs kaum Vereinswechsel: Im Stammklub Windisch begann sie als 10-Jährige mit Fussball, mit 20 der Wechsel zu Schlieren, 2009 schliesslich der Transfer zum FCZ, für den sie seither mehr als 300 Tore in über 400 Spielen erzielte.
Im Klub wie im Nationalteam trägt sie die Trikotnummer 20: «Weil ich am 20. Dezember Geburtstag habe. Eine andere Nummer ginge aber auch», raunt sie, «ich sehe sie ja nicht, wenn ich spiele.» Wieder so ein lakonischer Humm-Spruch. Bitte, tschau!