Die Hackordnung im Schweizer Fussball der Frauen war bis anhin klar: Die FCZ Frauen und Servette Chênois schreiten voran, dahinter folgt der grosse Rest, der um den Meistertitel aber nicht ernsthaft mitreden kann.
Auf diese Saison hin scheint sich das allerdings zu ändern: Basel fordert das Spitzenduo mehr als nur heraus. Zwar liegt der FCB in der Tabelle aktuell hinter den beiden Platzhirschen, nach Verlustpunkten geht «Rotblau» jedoch als Leader in die Winterpause. Die letzte Partie im alten Jahr gegen St. Gallen musste wetterbedingt abgesagt werden.
Die Hälfte des Kaders ist neu
Die Entwicklung kommt überraschend, und irgendwie auch nicht. Auf diese Saison hin wurde ein grosser Umbruch eingeleitet, praktisch kein Stein blieb auf dem anderen.
13 der 26 Kaderspielerinnen sind erst seit Sommer am Rheinknie engagiert. Viele Neuzugänge kamen aus der Bundesliga, darunter auch Topskorerin Milena Nikolic (7 Tore), die zuvor in Leverkusen spielte. Nati-Mittelfeldspielerin Coumba Sow wagte nach einem missglückten Leih-Gastspiel in Genf ebenfalls eine neue Herausforderung in Basel.
Mit Kulig kam das Hoch
Der für den Aufschwung wohl bedeutendste Wechsel wurde aber auf der Position der Trainerin vollzogen. Mit Kim Kulig wurde eine 33-fache deutsche Nationalspielerin verpflichtet, die sich ihre Sporen zuletzt als Co-Trainerin bei Champions-League-Finalist Wolfsburg abverdient hatte.
Trotz ihres jungen Alters wird die 33-Jährige als starke Kommunikatorin und weitsichtige Übungsleiterin gelobt. «Ihr Anteil ist sehr gross. Sie ist menschlich auf Augenhöhe mit den Spielerinnen, behandelt jede gleich. Das war in Basel nicht immer so», sagt etwa Mittelfeldakteurin Vanesa Hoti.
Es klingt verrückt, aber es ist so: Das ist ein Punkt, wo wir nicht gut genug waren.
Kulig greift bei ihren Methoden vor allem auf eigene Erfahrungen zurück. «Ich will eine Welt schaffen, in der sich jeder wohlfühlt. Das hört sich jetzt schön an, doch auch in einer Wohlfühloase kann man hart arbeiten und Kritik platzieren», erklärt die Frau aus Baden-Württemberg.
Trainerin fordert noch mehr Tore
Ein Augenmerk hat Kulig auf die Offensive gelegt. Mit 32 Treffern in 10 Spielen ist Basel das torgefährlichste Team der Women's Super League. Doch ausgerechnet in Sachen Effizienz ortet die Trainerin noch Verbesserungspotenzial. «Wir haben noch einiges an Chancen liegen gelassen. Es klingt verrückt, aber es ist so: Das ist ein Punkt, wo wir nicht gut genug waren.»
Der Konkurrenz dürfte ob solcher Worte das Herz in die Hose rutschen. Wird der Höhenflug denn am Ende der Saison mit dem ganz grossen Wurf, sprich dem ersten Frauen-Meistertitel in der Klubgeschichte gekrönt, Kim Kulig? «Das ist klar das Ziel. Ich bin nicht hier, um einfach ein bisschen oben mitzuspielen», lautet die selbstbewusste Antwort.
Für höhere Weihen müsse man aber vor allem in den Playoffs (nach 18 Runden folgen die Viertelfinals im Hin- und Rückspiel-Modus) bereit sein.