«Es klingt unrealistisch und ist noch nicht wirklich angekommen», meinte eine etwas perplex wirkende Angelica Moser im SRF-Interview nach dem grössten Erfolg ihrer Karriere: Gerade hatte sie sich mit Schweizer Rekord (4,78 Meter) zur Europameisterin im Stabhochsprung gekürt.
Während Moser vor einem knappen Jahr als überragende WM-Fünfte die Tränen in der Mixed Zone nicht mehr hatte zurückhalten können, wirkte sie in Rom mit ihrem ersten Freiluft-Gold im Gepäck erstaunlich gefasst und abgebrüht. Sie konnte auch bereits ihren Wettkampf analysieren: «Es hat definitiv etwas mehr Nerven benötigt als gehofft.»
Damit spricht die 26-Jährige ihre Einstiegshöhe von 4,43 m an, die sie erst im 3. Versuch meisterte. «Ich habe das gebraucht, um wach zu werden.» Die Vorzeichen für den Wettkampf standen bei Moser auch alles andere als optimal. «Ich habe in den letzten eineinhalb Tagen noch etwas ‹gekränkelt›, deshalb war es noch anstrengender», so die Andelfingerin.
Diese Zeit liegt für mich gefühlsmässig schon weit zurück. Im Moment bin ich einfach glücklich.
Schwierige Jahre hinter sich
Neben Nerven im Wettkampf hat der riesige Erfolg auch viel Durchhaltewille in den letzten Jahren gefordert. Im August 2021 war Moser im Training aufgrund eines gebrochenen Stabs heftig gestürzt. Kurz davor hatte sie mit dem Hallen-EM-Titel in Torun ihr vorläufiges Karrierehighlight gefeiert.
Moser hatte grosses Glück, dass der Unfall einigermassen glimpflich ausging. Dennoch war der Weg zurück lang und steinig. Im Herbst 2022 unterzog sie sich nach einer mühsamen Zeit einer Fussoperation, ein losgelöstes Knorpelstück musste entfernt werden.
«Diese Zeit liegt für mich gefühlsmässig schon weit zurück», so Moser. «Im Moment bin ich einfach glücklich.» Für die frischgebackene Europameisterin ist klar: «Die wiedergefundene Freude am Springen hat zu diesem Erfolg geführt.