Er hat Gold über 100 Meter angekündigt – und geliefert. Nun strebt Noah Lyles, der neue Sprint-Superstar aus den USA, nach mehr und will an der WM in Budapest in die Sphären von Usain Bolt vordringen.
Wenn die Leute auf das Jahr zurückblicken, werden sie sagen: Das war das Jahr, in dem Noah die 200, die 100 und die Staffel gewonnen hat.
«Ich bin hierhergekommen, um drei Goldmedaillen zu gewinnen», sagte der 26-Jährige: «Eine davon habe ich abgehakt, weitere kommen.» Über 200 m ist Lyles Titelverteidiger, zudem steht noch die 4x100-m-Staffel auf dem Programm.
Triple von Bolt ist 8 Jahre her
Der bisher letzte Sprinter, dem das Triple gelang, war Usain Bolt (JAM) 2015 in Peking. Lyles schlägt grosse Töne an und ist sich sicher, dass er als dreifacher Goldmedaillengewinner in die Geschichte eingehen wird. «Wenn die Leute auf das Jahr zurückblicken, werden sie sagen: Das war das Jahr, in dem Noah die 200, die 100 und die Staffel gewonnen hat», meinte der US-Amerikaner und fügte an: «Und sie werden sagen: Das ist der Start einer Dynastie.»
Lyles hatte sich am Sonntag über 100 m in 9,83 Sekunden zum Weltmeister gekrönt. «Die 100 m waren der härteste Job, das steht jetzt in den Büchern», sagte Lyles: «Ich werde jetzt Spass über die Strecke haben, die ich liebe.» Die 200 m gelten als Paradestrecke von Lyles, der kein guter Starter ist. Über die halbe Stadionrunde traut er sich zu, irgendwann den Weltrekord von Bolt (19,19 Sekunden) zu brechen.
Viele Tiefen im Leben von Lyles
Lyles ist ein Kämpfer par excellence, das hat er früh gelernt. Als Kind litt er unter chronischem Husten, was sich als schweres Asthma herausstellte. Das kostete ihn viel Substanz, oft konnte er nicht einmal richtig essen. Er musste gar einmal in der Woche ins Spital, wo er an ein Beatmungsgerät angeschlossen wurde. Seine Mutter unterrichtete ihn zu Hause, da er sonst zu viel Stoff verpasst hätte. Sport war damals kein Thema. Zudem wurde bei ihm Legasthenie diagnostiziert und er hatte mit ADS zu kämpfen.
Viele Leute sehen Sportler nicht als Menschen an. Sie sehen uns entweder nur als Berühmtheit oder als Übermensch oder Superheld.
Auch Depressionen gehören zum Leben von Lyles. Richtig schlimm wurde es 2020, als er mit dem Coronavirus, der Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio und vor allem mit der Gewalt in seiner Heimat umgehen musste. Er nahm Antidepressiva, was für ihn eine der besten Entscheide seines Lebens war.
Lyles ist es wichtig, darüber zu sprechen, gerade auch wegen seines Status. «Viele Leute sehen Sportler nicht als Menschen an. Sie sehen uns entweder nur als Berühmtheit oder als Übermensch oder Superheld», sagte er einst. «Doch obwohl wir Dinge tun, die viele Menschen nicht können, haben wir immer noch das gleiche Leben wie viele normale Menschen.»