Wir schreiben den 10. April im Jahr 1915. Aufgrund des 1. Weltkriegs macht sich der französische Aristokrat Pierre de Coubertin aus Paris auf die Suche nach einer neuen Bleibe für seine kleine Institution, das Internationale Olympische Komitee (IOC). Mit dieser will er die Wiederbelebung der Olympischen Spiele vorantreiben. Fündig wird Coubertin in der Schweiz, genauer gesagt in Lausanne.
Vor 110 Jahren noch als winziger Verein organisiert, gilt das IOC heute als grösster und wichtigster Sportverband der Welt. Vom Sitz im Waadtland aus werden heutzutage die Olympischen Spiele organisiert und betreut. Über 630 Mitarbeitende sind am Hauptsitz in Lausanne beschäftigt.
Sicherheit und finanzielle Attraktivität
Besonders zur damaligen Kriegszeit war der Faktor der Neutralität auschlaggebend für die Niederlassung in der Schweiz. Zudem hatte Coubertin Bekanntschaften hierzulande, welche sich für seine Idee der modernen Olympischen Spiele begeistern liessen. Für Lausanne sprach nicht zuletzt auch die Lage, Coubertin gefiel es am Genfersee nämlich sehr.
Neben der schönen geografischen Lage bietet die Schweiz aber auch finanzielle Vorteile. Es existieren kaum Regeln, an welche sich ein Verband halten muss, dazu kommen die steuerlichen Vorteile. Das führte dazu, dass sich immer mehr Sportverbände in Lausanne niederliessen, beispielsweise der Welthockeyverband FIH oder der Dachverband der nationalen Schwimmverbände World Aquatics. Über 40 internationale Sportverbände haben ihren Sitz im Hauptort des Kantons Waadt.
Image bröckelt
Laut einer Studie profitiert die Region wirtschaftlich vom IOC und den weiteren Verbänden. Pro Jahr generieren diese für die Region Lausanne rund 100 Millionen Franken Einnahmen, über 2000 Arbeitsplätze sind entstanden.
Doch jede Medaille hat bekanntlich zwei Seiten: In den letzten Jahren fiel das IOC vermehrt durch negative Schlagzeilen auf. Vorwürfe der Korruption, des Gigantismus und eines zu laschen Umgangs mit russischen Sportlerinnen und Sportlern in Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg machten die Runde, was die Angst eines Imageverlusts der Stadt Lausanne und nicht zuletzt auch der Schweiz befeuert.
Der Bund hat diese Angst erkannt und bereits vor mehreren Jahren die Forderung nach strengeren Korruptionsregeln sowie der Verschärfung des Korruptions-Strafrechts gestellt, passiert ist bis jetzt aber kaum etwas. Man darf also gespannt sein, wie die nächsten 110 Jahre des IOC in Lausanne aussehen werden.