Um was geht es?
Die 144. Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) tagt vom 18. bis 21. März in einem Luxusressort in Costa Navarino auf dem Peloponnes in Griechenland. Als Höhepunkt steht die Wahl des 10. Präsidenten in der IOC-Geschichte – oder der 1. Präsidentin – auf dem Programm. Die Entscheidung über die Nachfolge des Deutschen Thomas Bach fällt am 20. März.
Wer sind die Favoriten?
Nach einem kurzen «Wahlkampf» hinter verschlossenen Türen ist die vorherrschende Meinung: Alles läuft auf ein Duell zwischen dem Briten Sebastian Coe (68) und dem Spanier Juan Antonio Samaranch jr. (65), dem gleichnamigen Sohn des 2010 verstorbenen 7. IOC-Präsidenten, hinaus. Aussenseiterchancen haben Kirsty Coventry (Simbabwe) und David Lappartient (Frankreich). Prinz Feisal al-Hussein (Jordanien), Johan Eliasch (Schweden) und Morinari Watanabe (Japan) wären Sensationssieger.
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Bild 1 von 7. Faisal bin Al Hussein (61, Jordanien). Der in Grossbritannien und den USA ausgebildete Vizekönig sitzt seit 2019 im IOC-Exekutivkomitee. Der gelernte Militärhelikopter-Pilot verspricht mehr Demokratie in der olympischen Bewegung. Seine Sowohl-als-auch-Haltung in der Russland-Frage wird nicht überall gern gesehen. Bildquelle: Imago/Xinhua.
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Bild 2 von 7. Sebastian Coe (68, Grossbritannien). Der frühere Mittelstreckler ist seit 2015 Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes. Im russischen Dopingskandal gab er nicht immer eine gute Figur ab. Umstritten war auch seine Entscheidung, bei Olympia 2024 Preisgelder in der Leichtathletik auszuloben. Bildquelle: Imago/Xinhua.
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Bild 3 von 7. Kirsty Coventry (41, Simbabwe). Die siebenfache Olympia-Medaillengewinnerin im Schwimmen stieg 2012 als Athletenvertreterin ins IOC ein. Seit 2018 ist sie Sportministerin ihres Landes. In ihre Ära fiel unter anderem ein Korruptions- und Sexismus-Skandal im nationalen Fussballverband. Bildquelle: Imago/Xinhua.
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Bild 4 von 7. Johan Eliasch (63, Schweden). Der milliardenschwere schwedisch-britische Geschäftsmann steht seit 2021 dem Internationalen Skiverband FIS vor. Seine Umgestaltungspläne des alpinen Skirennsports stiessen wiederholt auf Widerstand der Mitgliedsverbände. Bildquelle: Imago/Xinhua.
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Bild 5 von 7. David Lappartient (51, Frankreich). Der Bretone, der eine langjährige Polit- und Sportverbandskarriere vorweisen kann, ist seit 2017 Präsident des Rad-Weltverbands UCI. Zuletzt geriet er wegen der Strassen-WM 2025 in Ruanda, das in den Kongo-Krieg verwickelt ist, unter Druck. Bildquelle: Imago/Xinhua.
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Bild 6 von 7. Juan Antonio Samaranch jr. (65, Spanien). Der katalanische Finanzanalyst ist der Sohn des umstrittenen gleichnamigen Ex-IOC-Präsidenten. Er ist seit 2001 in verschiedenen Funktionen für das IOC tätig, seit 2016 als Vizepräsident. Er vertritt eine strikte Neutralität des IOC und lehnt eine übermässige Berücksichtigung der Menschenrechtslage ab. Bildquelle: Imago/Xinhua.
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Bild 7 von 7. Morinari Watanabe (66, Japan). Der Geschäftsmann ist seit 2017 Präsident des Internationalen Turnverbandes (FIG). Sein Ziel, den vielerorts unmenschlichen Trainingsmethoden im Turnsport ein Ende zu bereiten, hat er bislang nicht erreicht. Im Wahlkampf sorgte ein Vorschlag, Olympische Spiele auf fünf Kontinente zu verteilen und ein 24-Stunden-Programm anzubieten, für Aufsehen. Bildquelle: Imago/Xinhua.
Wie läuft die Wahl ab?
Der neue Präsident oder die neue Präsidentin braucht die absolute Mehrheit der Stimmen. Dafür kann es mehrere Wahlgänge geben. Nach jedem Durchgang fliegt der Kandidat mit den wenigsten Stimmen raus. Der amtierende Präsident Bach verzichtet auf sein Stimmrecht und leitet die Wahl. Er hat aber die Möglichkeit, bei zweimaligem Gleichstand im letzten Wahlgang seinen Nachfolger zu bestimmen. Die Wahl wird nicht live übertragen, elektronische Geräte im Saal sind nicht erlaubt. Ausgeschlossen von der Wahl sind auch die Kandidaten selbst sowie ihre Landsleute im IOC.
Welche Aufgaben warten auf das neue IOC-Oberhaupt?
Die tektonischen Verschiebungen in der Weltpolitik werden auch die neue Führungskraft im IOC beschäftigen. Vor den Sommerspielen 2028 in Los Angeles warten die Auseinandersetzung mit Donald Trumps US-Regierung, die Debatte um Russlands Wiedereingliederung in den Weltsport und die Suche nach neuen Märkten. Das Businessmodell des IOC steht unter Druck, die Zukunft der Winterspiele infrage. Dazu gibt es Klärungsbedarf beim Thema Transgender. Und: Nach 12 Bach-Jahren geht es auch um eine offenere und transparentere Kultur unter den 109 Mitgliedern und ihrem Verhältnis zu den Medien.
Was macht Bach nach der Wahl?
Bach bleibt bis zum 23. Juni im Amt, erst danach verlässt er sein Büro und nach 34 Jahren auch das IOC.