In der NBA haben noch nicht viele Schweizer ihre Spuren hinterlassen. Genau genommen sind erst zwei zum Einsatz gekommen: Thabo Sefolosha und Clint Capela. In dieser Saison wird mit Kyshawn George aller Voraussicht nach ein Dritter hinzukommen. Vier Monate nachdem er im Draft von den New York Knicks als 24. Spieler ausgewählt und an die Washington Wizards weitergegeben wurde, steht der Walliser vor seinem Debüt.
Zum Saisonauftakt treffen seine Wizards in der Nacht auf Freitag auf Meister Boston. George hat nach starken Auftritten in der Vorbereitung gute Chancen, auf dem Parkett zu stehen. «Ich werde sehen, ob es schon gegen Boston klappt, die Coaches werden entscheiden», erklärt er wenige Tage vor dem Saisonauftakt im Videointerview mit SRF ganz relaxt.
Noch viel Luft nach oben
Der Satz ist nicht aufgesetzt, schliesslich denkt George langfristig, will keine Eintagsfliege werden. «Es in die Liga zu schaffen, ist das eine. Doch viel wichtiger ist für mich, hier zu bleiben», sagt er. So ist sich der 20-Jährige auch bewusst, dass noch viel Arbeit vor ihm liegt. Er ortet noch fast überall Steigerungspotenzial, wenn er aufzählt, wo er sich noch verbessern muss: «Abwehrarbeit, Ballbesitz, Bewegung ohne Ball, Ballhandling, Shooting, Spacing, Athletik.» Dennoch hat er sich vorgenommen, möglichst viel Spielzeit zu bekommen und es am Ende der Saison ins All-Rookie-Team zu schaffen.
Dafür, dass sich der 2,03-m-Mann, der schon als Knirps von der NBA träumte, ganz auf den Sport konzentrieren kann, sollen seine Eltern sorgen. Mutter Sophie und Vater Deon – selbst früher beim BBC Monthey aktiv – legen je ein Sabbatical-Jahr ein, begleiten ihren Sohn in Nordamerika und nehmen ihm das Administrative ab.
Jugend forscht in Washington
Seine ersten Schritte wird George bei Washington machen, einem Team, das sich voll im Wiederaufbau befindet. Nach einer schwachen Saison mit nur 15 Siegen aus 82 Partien setzt man bei den Wizards auf die Jugend. Mit Alex Sarr (Nummer 2 im Draft 2024), Bub Carrington (14) und George (24) sicherte man sich im Sommer gleich 3 vielversprechende Talente. Dazu kommt, dass mit Malcolm Brogdon einer der grössten Namen im Team mit einer Handverletzung bis auf Weiteres ausfällt.
George sieht die Situation in der Hauptstadt positiv: «Wir haben hier weniger Druck als bei einem Titelkandidaten, die Erwartungen sind tiefer.» Es gehe darum, Grundlagen für die Zukunft zu setzen. Gerade für Rookies werde es viele Möglichkeiten geben, zum Einsatz zu kommen. «Das ist schon eine ideale Situation», befindet er.
Seine Visitenkarte hat George in den 5 Vorbereitungsspielen bereits abgegeben, wurde von Experten, Mitspielern und Fans für seine Vielseitigkeit gelobt. George, der besonders von der Dreipunktelinie mit hoher Genauigkeit überzeugt, zeigte seine Klasse auch in der Abwehr und mit gutem Auge für seine Mitspieler. So würde es nicht überraschen, wenn der Schweizer schon am Freitag gegen Boston seine Chance bekommt und in die Fussstapfen von Sefolosha und Capela tritt.