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Saisonstart Beachvolleyball Hüberli und das «Projekt Neuanfang»: Mit Kernen an die WM?

13 Jahre trennen das Neo-Beach-Duo Hüberli/Kernen. Die Olympia-Dritte will Wissen weitergeben, nicht aber Lehrerin sein.

Erst Olympia-Bronze in Paris, dann an der Seite von Nina Brunner die Auszeichnung an den Sports Awards zum Team des Jahres. Es wäre Tanja Hüberli kaum übel genommen worden, hätte sie ihre glänzende Beachvolleyball-Karriere an diesem Punkt beendet. Zumal Partnerin Brunner nach neun gemeinsamen Jahren eine Pause vom Spitzensport erklärt hatte. Im Sommer erwartet sie ihr erstes Kind.

Doch Hüberli wählte den entgegengesetzten Weg. Neu bildet sie mit Leona Kernen ein Gespann im Sand. Das Duo will hoch hinaus, so lässt sich zumindest die gemeinsame Vorstellung im Oktober in einem Heissluftballon deuten. Ende März bestreitet das Duo in Mexiko seine ersten gemeinsamen Turniere. Erst steht ein Challenge-Wettbewerb in Yucatan an, dann folgt das Kräftemessen in der höchsten Elite16-Klasse in Quintana Roo. Hüberli erklärt den Neuanfang so: «Mich motivierte stark, dass ich in den letzten 12 Jahren so viel gelernt habe. Es wäre schade gewesen, das Gelernte nicht mehr zu brauchen. Etwas weiterzugeben an jemand Junges, fand ich schön.»

Unbeschwert, aber strukturiert

In Sachen Erfahrung hat sie Kernen einiges voraus, 13 Jahre älter ist sie als die Bernerin. «In der Persönlichkeitsentwicklung ist der Umgang mit jemand Jüngerem sehr spannend», freut sich Hüberli. Ganz lässt sich das nicht kaschieren, schmunzelt die Schwyzerin: «Leona ist unbeschwerter, ist immer bei allem voll dabei. Und intensive Trainings spürt eine 19-Jährige schon etwas weniger als eine 32-Jährige.» Zugleich erkenne sie in der Defense-Spielerin eine reife Persönlichkeit: «Sie ist extrem strukturiert, noch mehr als ich.»

Ich bin ihre Partnerin, nicht ihre Trainerin.
Autor: Tanja Hüberli

Freilich wolle die zweifache Europameisterin ihrer neuen Mitspielerin «einiges mitgeben». Zugleich betont Hüberli aber auch: «Ich bin ihre Partnerin, nicht ihre Trainerin. Auf dem Feld ist unser Ziel, dass es ausgeglichen ist, es handelt sich nicht um eine Lehrer-Schüler-Rolle.» Dass es aufgrund des Altersunterschieds dennoch zu einer Art Hierarchie kommen kann, will Hüberli nicht verhehlen: «Meine Vorbildfunktion zwingt mich auch in eine Rolle, dass ich mich mehr kontrolliere. Früher habe ich mehr meinen Emotionen freien Lauf gelassen.»

Kernens Vater stürmte einst für YB

Für Toptalent Kernen ist im Rahmen des Trainingslagers auf Teneriffa vieles neu. Etwa, dass die Saison derart früh beginnt. Die U20-Europameisterin sei voller Vorfreude. Wie es ist, im Rampenlicht zu stehen, weiss auch der Vater der Nachwuchshoffnung: Thomas Hartmann absolvierte 94 Partien in der Super League, war unter anderem Stürmer bei den Young Boys. Druck will sich Kernen keinen machen: «In den ersten Turnieren werden wir sehen, wo wir stehen. Dann schauen wir weiter.»

Im Staff setzt man auf eine «Mischlösung». Hüberli bringt Balltrainer Rivo Vesik mit, Kernen Mentaltrainer Sandro Stäheli. Auch Ex-Beachvolleyballer Mirco Gerson gehört dem Team an. Gemeinsam wird das Projekt ambitioniert lanciert: Ende Jahr ist die WM-Qualifikation das Ziel. Am Horizont schwebt die Olympia-Teilnahme 2028 in Los Angeles. Spätestens dann wird Hüberli wissen, ob sich das «Projekt Neuanfang» wirklich gelohnt hat.

SRF zwei, Sportflash, 17.3.25, 20 Uhr ; 

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