Wie kann man einen Menschen, der einen schon sein ganzes Leben lang begleitet, noch einmal neu kennenlernen? Zum Beispiel, indem man mit ihm eine enge berufliche Partnerschaft eingeht. So geschehen bei Anouk und Zoé Vergé-Dépré. Ein Erdbeben im Schweizer Beachvolleyball führte zur familiären Vereinigung im sportlichen Rahmen. Anouk trennte sich nach 8 erfolgreichen Jahren von Joana Mäder. Zoé musste eine neue Partnerin suchen, weil Esmée Böbner mit nur 24 Jahren und nach dem Gewinn von EM-Bronze überraschend zurücktrat.
Am Anfang geht man das sehr langsam an.
Seit einer Woche trainieren die Vergé-Dépré-Schwestern gemeinsam im Sand. Wie lautet das erste Fazit? «Am Anfang geht man das sehr langsam an», schildert Zoé den Prozess. Man könne nicht «alles sofort wollen». Anouk findet den Neustart «megaspannend». Es sei, als nehme man ein Puzzle auseinander und dessen Teile unter die Lupe. Der Zeithorizont sei auf 4 Jahre ausgelegt, Eile demnach nicht angebracht.
Aktuell steht neben der Angewöhnung die Arbeit an den Basics auf dem Plan. Zumal für Anouk der Partnerinnenwechsel einen Wechsel ihrer Position bedeutet: Die 32-Jährige wird zu ihren Wurzeln zurückkehren und nur noch am Block spielen, die 6 Jahre jüngere Zoé wird weiterhin als Defensivspielerin agieren.
Zu den Grundlagen gehört der grobe Gameplan. Die Bernerinnen legen ihr Augenmerk auf das obere Zuspiel. Mit steigendem Tempo des Beachvolleyballs an sich gewinne auch das Pritschen gegenüber dem Baggern an Bedeutung. «Das obere Zuspiel soll zu unserer Stärke werden», erklärt Zoé den Plan. Der Wiedereinstieg ins Training sei hart, «uns tut alles weh».
Das Berufliche vom Privaten trennen
Die besonderen Bande unter Geschwistern soll dem Duo zum Vorteil gereichen. Es sei praktisch müsse man sich nicht mehr kennenlernen, betont Anouk. Die ganze Familie freue sich auf die Zusammenarbeit. Zoé sieht in der Kommunikation Vorteile. Natürlich gebe es auch Risiken, schmunzelt die jüngere Schwester. «Ehrliche Kommunikation, das Berufliche vom Privaten trennen», sieht Anouk als Lösung gegen diese Gefahr. Man lasse sich dazu sportpsychologisch betreuen.
Fixpunkt WM 2025
Bis Weihnachten steht für die Vergé-Déprés noch Training in der Halle an. Anfang nächstes Jahr folgt ein Trainingslager in der Wärme. Erstmals wettkampfmässig im Einsatz stehen wollen sie im April in Südamerika. Der erste grosse Fixpunkt ist dann die WM Ende 2025 im australischen Adelaide.
«Down Under» wollen sich die Schwestern dann noch einmal neu kennenlernen: am liebsten als gemeinsam erfolgreiche Sportlerinnen, mit je einer Medaille um den Hals.