Es war 18:49 Uhr Ortszeit, als Alina Pätz im WM-Final den allerletzten Stein spielen musste. Die Aufgabe war klar: Mit einem Double Take-Out die shot liegenden Steine der Südkoreanerin aus dem Haus bringen. Pätz behielt die Nerven, was bedeutete: Die Curlerinnen vom CC Aarau setzen sich 7:6 gegen Südkorea durch und feiern den 3. WM-Titel in Folge, den 9. insgesamt. Die Olympia-Enttäuschung (Rang 4) war nun plötzlich weit weg. Die Königinnen ihres Sports feierten in Prince George die grosse Auferstehung.
Melanie Barbezat, Esther Neuenschwander, Skip Silvana Tirinzoni und Pätz wurden in der kanadischen Kleinstadt in British Columbia mit dem 7:6 auch Weltmeisterinnen der Rekorde. Als erstes Frauenteam der 1979 begonnenen WM-Geschichte schafften sie den Titel-Hattrick. Tirinzoni freute sich anschliessend: «Nur schon einmal Weltmeister zu werden ist sehr schwierig. Dass wir das 3 Mal geschafft haben, ist unbeschreiblich. Im Spiel schaut man nicht auf Rekorde, aber natürlich ist es speziell, so etwas Einmaliges zu erreichen.»
14 Spiele – 14 Siege
Eine WM-Bestleistung glückte den Curlerinnen des CC Aarau auch mit der beeindruckenden Siegesserie: Sie gewannen alle 14 Partien, nämlich 12 in der Round Robin sowie den Halbfinal gegen Schweden und den Final. Nur die Kanadierinnen um Jennifer Jones als Weltmeisterinnen 2018 hatten es ebenfalls auf eine Bilanz von 14:0 Siegen gebracht. Weltmeisterinnen ohne eine Niederlage wurde daneben das kanadische Team um Skip Rachel Homan 2017.
Es passte zu den fabelhaften Darbietungen im ganzen WM-Turnier, dass die Schweizerinnen im Final, dem wichtigsten Match, auf höchstem Niveau spielten. Sie liessen sich die Weltklasse-Quote von 93 Prozent an gelungenen Steinen notieren. Alina Pätz auf der heiklen vierten Position kam ebenfalls auf 93 Prozent.
Die Führung nach dem 3. End nie mehr weggegeben
Die Basis für den Sieg gegen die von Kim Eun-Jung angeführten Südkoreanerinnen, die Olympia-Zweiten 2018, legten die Schweizerinnen im 2. End mit einem Dreierhaus zur 3:0-Führung. Diesen Vorteil gaben sie in der Folge nicht mehr aus der Hand. Im 10. End brachten sie den noch fehlenden Stein zum 7:6 ins Ziel.
Die Leistungen der Schweizerinnen in der WM-Woche sind nicht hoch genug einzuschätzen, wenn man bedenkt, dass sie zuerst ihre Enttäuschung von den Olympischen Spielen hatten verarbeiten müssen. Wie in Prince George waren sie – mit 8:1 Siegen – auch in Peking die dominierende Crew in der Round Robin gewesen, bevor sie als Vierte leer ausgingen.