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Eklat an der Fecht-WM Verweigerter Handschlag, Sitzstreik und Disqualifikation

Dass russische und belarussische Athleten und Athletinnen an der Fecht-WM zugelassen sind, sorgt für mächtig Wirbel.

Es war ein Dilemma fast mit Ansage: Bei der WM in Mailand dürfen Fechterinnen und Fechter aus Russland und Belarus in den Einzelwettbewerben unter neutraler Flagge starten.

Nach dem Duell zwischen der ukrainischen Fecht-Olympiasiegerin Olga Charlan mit der Russin Anna Smirnowa kam es deshalb zur Eskalation. Charlan streckte Smirnowa den Säbel entgegen, die Hand wollte sie der Russin nicht reichen. Dies, nachdem die vierfache Weltmeisterin in der Runde der letzten 64 Smirnowa mit 15:7 besiegt hatte.

Das Duell war nur zustande gekommen, weil am Vorabend das ukrainische Sportministerium die Erlaubnis für die Teilnahme an solchen Wettkämpfen erteilt hatte, wenn Russen oder Belarussen als Neutrale antreten.

Smirnowa tritt in den Sitzstreik

Gut 20 Mitglieder der ukrainischen Delegation unterstützten Charlan, riefen immer wieder «Slawa Ukrajini» («Ruhm der Ukraine»). Nach Ende des Gefechts weigerte sich Smirnowa, die Planche zu verlassen, da sie von ihrer Gegnerin nicht gebührend verabschiedet worden war.

Als sie mit ausgestreckter Hand auf sie zugegangen war, hatte die Ukrainerin nur kurz den Kopf geschüttelt und der Russin den Säbel entgegengehalten. Smirnowa liess sich auf einem Stuhl nieder, ehe der ihr wieder weggenommen und ihr Sitzstreik beendet wurde.

Später nahm das Ganze nochmals eine Wende. Charlan wurde disqualifiziert, weil sie sich geweigert hatte, ihrer russischen Gegnerin die Hand zu schütteln, nachdem sie sie besiegt hatte. Charlan bezichtigte Weltverbandspräsident Emmanuel Katsiadakis danach öffentlich des Wortbruches. Die Olympiasiegerin sagte, der Grieche habe ihr zugesichert, es sei «möglich» auf den verpflichtenden Handschlag zu verzichten. «Ich dachte, ich habe sein Wort und bin sicher», sagte Charlan, «aber offensichtlich: nein.»

Misstöne auch bei den Männern

Am Vortag hatte der ukrainische Teilnehmer Igor Reizlin den Kampf gegen den Russen Wadim Anochin boykottiert, der als neutraler Athlet antrat. Der Olympia-Dritte von Tokio ging in der Runde der letzten 64 nicht auf die Planche, auf der Anochin wartete. Der Kampf wurde deshalb als «nicht angetreten» zugunsten des Russen gewertet.

Radio SRF 1, 27.07.2023, Bulletin von 17:10 Uhr ; 

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