Erst der historische Erfolg, dann die Ernüchterung: Die Schweizer Handballerinnen hatten an der Heim-EM in Basel Historisches geschafft: Die Schützlinge von Trainer Knut Ove Joa schlugen im entscheidenden Gruppenspiel Kroatien mit 26:22 und zogen damit in die Hauptrunde der besten 12 Teams ein. Dies hatte zuvor noch nie eine Schweizer Frauen-Equipe geschafft.
Doch die Hauptrunde offenbarte, dass zur europäischen Spitze noch eine Lücke klafft. Gegen Deutschland und Slowenien unterlag die Schweiz jeweils mit 9 Toren Differenz, gegen die Niederlande mit deren 8. Am Ende musste man sich am Mittwochabend von der Handball-Grossmacht Norwegen 24:40 vorführen lassen.
Es war der letzte Auftritt der Nati an dieser EM. Zeit also, um eine Bilanz zu ziehen. Dies hat SRF-Expertin Noëlle Striffeler erledigt. Sie nahm folgende Aspekte unter die Lupe:
- Das Highlight: Für die frühere Nati-Akteurin ist klar: Die Heimspiele in Basel haben alles getoppt. «Die Rekorde, die wir mit der Anzahl Fans knacken konnten, die Stimmung allgemein: Da blicke ich gerne drauf zurück.»
- Die Entwicklung: Bei der letzten EM schloss die Schweiz auf Rang 14 ab, diesmal war es der 12. Platz. Und in 2 Jahren? «Es ist nicht realistisch, dass wir alle 2 Jahre 2 Ränge gutmachen. Dann wären wir bald in der Weltspitze», meint Striffeler lachend. Nun gelte es, das Niveau zu halten, das Resultat zu bestätigen. «Dann ist man bereit, im Ranking weiter nach oben zu klettern.»
- Das Potenzial: Luft nach oben ortet die Expertin im physischen Bereich. Die Nati sei zwar «sichtlich fit» ins Turnier gestartet und «athletisch bereit» gewesen. Doch nach dem Einzug in die Hauptrunde habe man gesehen, «dass die Spielerinnen etwas ausgelaugt und müde waren». Die Folge: technische Fehler, verpasste Tore. Striffeler: «In Wien waren es etwas viele Fehler, daran muss man arbeiten.»
- Die Zukunft: Ist der aktuelle Fortschritt im Schweizer Frauen-Handball nachhaltig? Die 32-Jährige bejaht: «Die guten Platzierungen zeigen, dass der Nachwuchs auf bestem Wege ist. Die Arbeit, die wir mit der Akademie leisten, stimmt.» Damit stellt sich auch die Frage, wer dereinst in die Fussstapfen von Leaderinnen wie Kerstin Kündig treten könnte. Auf der Hand liegt Kreisläuferin Tabea Schmid. Daneben ortet Striffeler auch viel Potenzial bei Era Baumann, Norma Goldmann, Keeperin Seraina Kuratli sowie Mia Emmenegger. Wobei Letztere, die 19-Jährige, für sie «sogar schon routiniert» auftrete. Fazit: «Es kommt viel Gutes nach.»