Der Schrei geht den Zuschauern in der Arena von Winterthur durch Mark und Bein. Sie sehen, wie Manuel Zehnder hinfällt und kurz darauf mit der Hand mehrmals auf den Hallenboden schlägt.
«Diesen Moment werde ich nie vergessen. Das Gefühl, wie das Knie einknickt und dieser Schmerz im Anschluss. Es war mir gleich bewusst, dass es schlimm ist», blickt Zehnder zurück – 4 Tage nach dem verheerenden Vorfall im Spiel der Schweizer Nati beim Yellow Cup gegen Italien.
«Als ich auf der Trage lag in der Arena, sind mir kurz die Tränen gekommen. Ich habe gedacht: ‹Wieso jetzt, wieso ich, das ist doch unfair!›»
Lange haderte der 25-Jährige aber nicht. «Meine Eltern kamen später auch in die Garderobe, und da musste ich eher sie trösten und nicht sie mich. Ich habe mich da zusammengerissen und versucht, ihnen ein gutes Gefühl zu geben.»
Dank Knorpel «sogar Glück gehabt»
Aktuell humpelt Zehnder bereits zügig durch das Haus seiner Eltern in Suhr, wo er nach den ersten Untersuchungen Unterschlupf gefunden hat. Die Krücken stehen in der Ecke und sind nur noch für längere Ausflüge da, die Schmerzmedikamente sind im Schrank versorgt. Auch aufgrund von Schwellungen verzögert sich die notwendige Operation noch etwas, ein genaues Datum hat der Aargauer noch nicht.
Ich bin 100% davon überzeugt, dass ich Ende dieses Jahres als besserer Handballer auf dem Platz stehen werde.
«Es klingt vielleicht blöd, aber eigentlich geht es mir gut.» Auf die MRI-Diagnose am Samstag ( Riss des Kreuzbandes, des Innenbandes und des Meniskus im linken Knie ) sei seine Reaktion gar verhalten positiv gewesen. «Wir haben mit Schlimmerem gerechnet.» Vor allem, weil der Knorpel keinen Schaden genommen hat, habe er gar «noch etwas Glück gehabt».
WM und Champions League fallen ins Wasser
Die Verletzungen bedeuten aber dennoch: Mindestens 9 Monate Pause und aktuell natürlich das Verpassen der anstehenden Handball-WM (ab 14. Januar).
Der Bundesliga-Torschützenkönig der letzten Saison, Träger des Swiss-Player-Awards 2024, Leader und Schlüsselspieler nimmt in der Schweizer Nati definitiv keine Nebenrolle ein. Er selber spielt herunter: «Wenn jemand mit einer solchen Verletzung wegfällt, ist es immer schwierig für eine Mannschaft – egal, ob es ein Leader oder ein Junger ist.»
Fuchsen tut Zehnder die Verletzung auf jeden Fall. «Es ist extrem schade. Es wäre meine erste WM-Teilnahme gewesen, da hätte ich extrem gerne gespielt.» Mit seinem Klub Magdeburg stehen entscheidende Spiele in der Bundesliga und der Champions League an, die der Rückraum-Spieler nun ebenfalls verpasst. «Um diese Titel hätte ich gerne mitgespielt.»
Kraft- und Mentaltraining im Fokus
Trotz allem blickt er positiv gesinnt in die Zukunft. «Ich habe überhaupt keine Angst vor dieser Verletzung oder davor, nicht gut aus dieser Situation herauszukommen. Ich sehe es als grosse Chance, an Dingen zu arbeiten, für die sonst keine Zeit bleibt.»
Zehnder nennt in diesem Zusammenhang spezifisches Krafttraining oder mentale Aspekte. «Ich bin 100% davon überzeugt, dass ich Ende dieses Jahres als besserer Handballer auf dem Platz stehen werde.»