Nikola Portner hat mit Magdeburg die Champions League gewonnen. Mit SRF Sport spricht der 29-jährige Handball-Goalie über die Feierlichkeiten, seine Rolle und sein Vorbild.
SRF Sport: Nikola Portner, wie haben Sie den Champions-League-Titel gefeiert?
Wir haben schön gefeiert und haben zwei Nächte kaum geschlafen. In Magdeburg haben wir mit 5000 bis 10'000 Leuten auf dem Rathausbalkon gefeiert. Es war sehr schön, ja.
Wie war es, gemeinsam mit Ihrem Schweizer Kollegen Lucas Meister jubeln zu können?
Das war sehr, sehr speziell. Es hat den Sieg für mich persönlich umso schöner gemacht. Jetzt sind wir zwei Schweizer, die den Titel gewonnen haben.
Für Sie persönlich war es der 2. CL-Titel. Was war anders als 2018 mit Montpellier?
Der Pokal ist anders, den haben sie gewechselt (lacht). Die Emotionen waren die gleichen, es ist etwas, das man nicht beschreiben kann. Meine Rolle war eine andere, jetzt bin ich bald 30 und als Nummer-1-Goalie und Teamleader verpflichtet worden, um solche Spiele zu gewinnen.
Ich verspürte vielleicht mehr Freude, weil ich wusste wie es läuft.
Sie haben es angesprochen: Wie gingen Sie mit der Leaderrolle um?
Es ist ein schönes Gefühl. Ich trainierte mein ganzes Leben dafür und sah es eher als Chance denn als Druck. Ich verspürte vielleicht mehr Freude, weil ich wusste, wie es läuft. Alles rund um den Handball ist viel, viel grösser mit Medienpräsenz, Medienverpflichtungen usw. Ich wusste, was mich und uns als Team erwartet. Ich konnte die Erfahrung nutzen.
Sie hatten grossen Anteil am Titel. Macht dies den Sieg noch spezieller?
Auf jeden Fall. Wie gesagt, du trainierst das ganze Leben, um solche Spiele spielen zu dürfen. Wenn du dann noch viel beigetragen hast, ist es unbeschreiblich. Es kam mir erst nach dem Spiel in den Sinn, was alles passiert ist: Zwei Paraden, die uns in die Verlängerung schickten. Es ist sehr schön und es macht mich stolz.
Wie haben Sie es geschafft, auf den Punkt bereit zu sein?
Durch meine Erfahrung, viele Spiele, Training, gute Vorbereitung, Videoanalyse. Ich kannte die einzelnen Spieler ziemlich gut, hatte fast gegen jeden schon mal gespielt und wusste, was mich im Final erwartet. Etwas anderes habe ich nicht gemacht, aber die Erfahrung spielte eine grosse Rolle.
Es zeigt, dass sogar für einen kleinen ‹Berner Giel› vieles möglich ist.
Den 1. Titel hat Ihr Vater noch miterlebt, den 2. nun leider nicht (Anm. d. Red.: Er ist 2020 verstorben). Inwiefern war er bei Ihnen am Final-Wochenende präsent?
Sehr. Ich hätte ihn gerne dabei gehabt. Es ist der wahrscheinlich grösste Erfolg meiner Karriere. Ich habe alles dafür gegeben, dass es mich nicht von der Situation ablenkt. Du hast die ganze Saison dafür gearbeitet. Nach dem Schlusspfiff habe ich fest an ihn gedacht, die ganze Familie war da. Wir haben alle an dasselbe gedacht. Ich weiss, dass mein Vater stolz wäre. Wir haben in der Familie nun 5 CL-Titel, das macht mich sehr, sehr, sehr stolz.
Er war selber nicht Goalie. War er trotzdem Ihr grosses Vorbild?
Auf jeden Fall. Er ist sicher mein grösstes Vorbild. Nicht wegen der Position, aber wegen der Art und Weise, wie er den Handball gelebt und gedacht hat. Ich versuche, das so gut zu machen wie er. Es zeigt, dass sogar für einen kleinen ‹Berner Giel› vieles möglich ist.
Die Meisterschaft und den Cuptitel hatten Sie knapp verpasst. Gaben diese zwei Rückschläge zusätzliche Motivation für die CL?
Sicher, vor allem der Cupfinal, den wir in derselben Halle im Penaltyschiessen verloren. Das war bei jedem Spieler im Kopf. Auch die Meisterschaft haben wir wegen einer Niederlage verloren. Aber wie man sagt: Aus Niederlagen geht man stärker hervor, man lernt mehr daraus als aus Siegen. Es hat uns sicher weitergebracht.
Das Gespräch führte Jan Weisstanner. Mitarbeit: Sarah Schiller.