Der ehemalige Schweizer Bundesliga-Star Andy Schmid sieht den Druck vor dem EM-Auftaktspiel gegen Deutschland auf der Seite des Gastgebers. «Ich bin ein bisschen überrascht, dass wir so stark geredet werden, das muss ich ganz ehrlich sagen», sagte Schmid nach dem Abschlusstraining am Dienstag in Düsseldorf, wo am Mittwoch das Eröffnungsspiel vor 50'000 Zuschauern im umfunktionierten Fussballstadion der Fortuna stattfinden wird.
Der 40-Jährige fügte an: «Das ehrt uns auch, weil ich finde, der Schweizer Handball hat wirklich einen extremen Schub genommen in den letzten Jahren.»
Schmid schiebt Favoritenrolle von sich
Dennoch schiebt der 5-fache Bundesliga-MVP die Favoritenrolle vor dem Duell dem DHB-Team zu. «Wir sprechen hier immer noch von Deutschland. Und wir sprechen immer noch vom grössten Handballverband weltweit, der hier ein Eröffnungsspiel zu Hause vor 50'000 Deutschen austrägt», so Schmid. Im Duell mit der DHB-Auswahl sei aber «alles möglich. Wir wollen die Party nicht crashen. Es soll eine Party sein für den Handballsport – nicht nur für den deutschen Handballsport.»
Weitere Stimmen aus dem Schweizer Lager:
- Nikola Portner (Goalie und Captain): «Wir müssen immer in Kontakt bleiben und dürfen den Deutschen keine Räume überlassen. Sie dürfen nicht schnell hoch führen und die Partie sollte 10 Minuten vor Schluss noch ausgeglichen sein.»
- Manuel Zehnder (Rückraum): «Wir dürfen nicht verkrampft ins Spiel gehen, sondern müssen Spass haben. Natürlich gibt es interne Sticheleien von meinen deutschen Kollegen. Wir werden immer noch als kleine Handball-Nation wahrgenommen, aber das wollen wir am Mittwoch ändern.»
- Michael Suter (Coach): «Natürlich dauert es nun lange, bis es dann endlich losgeht. Aber wir sind schon länger im Geschäft. Ich spüre eine Lockerheit im Team.»
- Samuel Zehnder (Flügelspieler): «Jetzt haben wir gesehen, wie gross die Halle ist. Aber der Boden und die Tore sind gleich wie sonst. Ich war auch schon an einem Fussballspiel hier und wohne nur zwei Stunden entfernt. »
Deutschland hofft auf eine Euphorie wie 2007
Die Deutschen können das Startspiel der ersten Europameisterschaft auf heimischem Boden gegen die Schweiz kaum erwarten. «Die Stimmung ist gut, die Vorfreude riesig», sagte Bundestrainer Alfred Gislason nach dem Abschlusstraining in der Fussball-Arena in Düsseldorf. «Ich glaube, es wird überwältigend, wenn wir hier einlaufen und die Nationalhymne gespielt wird», sagte Captain Johannes Golla. Die aussergewöhnliche Atmosphäre werde «die Mannschaft beflügeln und nach vorn pushen», so Gislason.
Der Isländer und sein Team wollen mit einem Auftaktsieg eine Handball-Euphorie im Land auslösen. Ähnlich wie 2007, als das goldene Wintermärchen gelang (Deutschland holte den 3. WM-Titel).
Schweiz mit vielen (Ex-)Bundesliga-Profis
Der Respekt vor der Schweiz ist dennoch gross. Bundesliga-Ikone Andy Schmid und die Deutschland-Legionäre wie die Magdeburger Nikola Portner und Lucas Meister, Bundesliga-Topskorer Manuel Zehnder (Eisenach), Lemgos Flügelspieler Samuel Zehnder oder Neu-Stuttgarter Lenny Rubin (der zum Klub von Lukas Laube und des verletzten Samuel Röthlisberger stösst) sind dem Gastgeber bestens bekannt.