Im Moment des Triumphs war Artem Dolgopyat am Samstag in Antwerpen nicht nach Jubeln zumute, seine Gedanken kreisten um das grosse Leid seiner Landsleute in der Heimat. Ein Trauerflor klebte auf der Israelflagge, in die sich der neue Weltmeister im Bodenturnen hüllte. Das Entsetzen über die vielen Toten und Verletzten, die der Grossangriff der Hamas in Israel gefordert hat, war Dolgopyat anzusehen.
Wir beten für bessere Tage.
Es sei «ein sehr schwieriger Tag für unser Land» gewesen, schrieb Dolgopyat bei Instagram. Der erste Turnweltmeister Israels blickte ernst, seine Medaille aber hielt er stolz in die Kamera. «Ich habe den Tag als Weltmeister beendet, aber mein Kopf und mein Herz sind zu Hause», ergänze er: «Ich hoffe, ich habe es geschafft, einen kleinen Trost zu geben.»
Nerven bewahrt
In seiner Heimat ist der 26-Jährige ein Star. Der im ukrainischen Dnipro geborene Dolgopyat hatte 2021 in Tokio Gold gewonnen und wurde zum erst zweiten Olympiasieger aus Israel. Wie nun in Antwerpen triumphierte er am Boden. «Wir beten für bessere Tage», schrieb er weiter.
Trotz der schrecklichen Nachrichten aus der Heimat hatte Dolgopyat, der mit seiner Familie im Alter von zwölf Jahren aus der Ukraine nach Israel emigriert war, seine Nerven im Griff. Der Vizeweltmeister von 2017 und 2019 setzte sich vor dem Japaner Kazuki Minami und Milad Karimi aus Kasachstan durch.