An einem denkwürdigen WM-Tag in Trondheim ist aus einem Anzug-Streit ein handfester Manipulations-Skandal geworden, der den Schanzensport in den Grundfesten erschüttert. «Ich bin schockiert. Mit so etwas hätten wir nicht gerechnet», sagte Renndirektor Sandro Pertile vom Weltverband FIS, nachdem die Stars von Gastgeber Norwegen quasi auf frischer Tat ertappt worden waren.
Dem vermeintlichen Silbergewinner Marius Lindvik, vor sechs Tagen schon Weltmeister von der Normalschanze, wurde kurz nach dem letzten WM-Wettkampf in Trondheim seine Medaille aberkannt. Die FIS gab als Grund eine «Manipulation des Anzugs» an. Auch Teamkollege Johann Andre Forfang verlor seinen 5. Rang.
Die Skisprung-Welt stand unter Schock. Zuvor waren auf Sozialen Medien (anonym gepostete) Videos kursiert, auf denen Norweger offensichtlich in ihrem Teamhotel an ihren bereits mit einem Chip versehenen Anzügen nähen. Auf Grundlage dieser Bilder legten Österreich, Slowenien und Polen Protest gegen die Starterlaubnis der Norweger ein.
FIS kündigt Analyse an
Disqualifiziert wurden Lindvik und Forfang nach Ende des Wettkampfs, Teamkollege Kristoffer Eriksen Sundal hatte es schon nach dem 1. Durchgang erwischt. «Nach dem Wettbewerb konnten wir die Anzüge besser kontrollieren. Einige hatten etwas Auffälliges», sagte Pertile. «Hier war die Naht das Problem. Es war ein anderes Material in der Naht. Wir müssen jetzt in Ruhe die Situation anschauen und eine Analyse machen.»
Norwegens Skisprung-Chef Jan Erik Aalbu erklärte demgegenüber in der ARD, die Anzüge in dem Video seien für den Weltcup am kommenden Wochenende in Oslo und nicht für die WM gedacht. «Das ist nichts Besonderes», sagte er.
Mehrere Trainer anderer Nationalteams äusserten ihr Misstrauen gegenüber dem Kontrollmechanismus. Materialkontrolleur Christian Kathol hatte vor dem Wettbewerb noch gesagt, alle Anzüge seien kontrolliert und für regelkonform befunden worden.