Was sind Klassen?
Alle Athletinnen und Athleten werden gemäss ihrer Beeinträchtigung in eine Klasse oder Unterklasse eingeteilt. Je kleiner die Zahl, umso grösser die Einschränkung. So gilt etwa Skifahrer Théo Gmür (stehend, Klasse LW 9-1) als stärker beeinträchtigt als Thomas Pfyl und Robin Cuche (9-2). SRF-Experte Christoph Kunz würde sich hier eine feinere Abstufung wünschen: «Cuche ist nur knapp nicht in 9-1. Bei drei Unterklassen würde seine Beeinträchtigung besser berücksichtigt.»
Wer nimmt die Klassierung vor?
Neue Athletinnen und Athleten im internationalen Wettkampfsport werden zu Saisonbeginn von einer international zusammengesetzten Einteilungs-Kommission begutachtet. In dieser sitzen vor allem Physiotherapeuten und Ärztinnen ein. «Nationale Verbände können hier keinen Einfluss nehmen», betont Kunz.
Im Zweifel gibt es eine provisorische Einteilung, die ein Jahr später überprüft wird. Auch die Athleten können eine Review verlangen, etwa wenn sich ihr Zustand krankheitsbedingt verschlechtert. Manchmal werden die Sportler für die Einteilung auch beim Rennen beobachtet. Dabei könne man sich gerade bei Athleten, die den Sport noch nicht so lange ausüben, auch täuschen, gibt Kunz zu. Etliche Chinesinnen und Chinesen sind erst kürzlich im Ski-Weltcup aufgetaucht.
Was sind faktorielle Zeiten?
Auf die Paralympics 2006 hin wurde das 3-Klassen-System eingeführt (sitzend, stehend, Sehbeeinträchtigung). Athleten mit unterschiedlicher Beeinträchtigung fahren seither im selben Rennen. Um dies auszugleichen, gibt es Zeitgutschriften («faktorielle Zeiten»). Pfyl und Cuche müssen das Rennen schneller absolvieren als Gmür, um auf dieselbe Schlusszeit zu kommen.
«Die faktoriellen Zeiten haben sich im Weltcup seit Jahren bewährt», sagt Kunz. Aber: «Wenn ein Arthur Bauchet (Kategorie LW3, Anm. d. Red.) allen davonfährt, könnte die Kommission den Faktor anpassen». Der Franzose Bauchet gewann die Superkombination (stehend) mit über vier Sekunden Vorsprung.
Welche Rolle spielen Terrain und Kurssetzung?
Je nach Beeinträchtigung liegt einem Athleten oder einer Athletin eine Strecke mehr oder weniger. Flache Starts kommen jenen zu Gute, die gut abstossen können. Bei den Stehend-Athleten spielt auch eine unterschiedliche Rolle, ob es mehr belastende Rechts- oder Linkskurven gibt.
Auch die Kurssetzer können grossen Einfluss nehmen. So steckte der niederländische Coach den Kombi-Slalom mit engen Toren im Schlusshang ideal für seine Sitzend-Athleten Jeroen Kampschreur (Silber) und Niels de Langen (Bronze) aus. Der stärker beeinträchtigte dritte niederländische Starter Floris Meijer wurde «geopfert».
«Es ist so fair, wie es fair sein kann», ist Kunz’ Fazit. Ihm ist wichtig, dass die Fahrer aller Klassen Medaillenchancen haben: «Es sollte eine Durchmischung geben.»