Owen Farrell muss sich vorkommen wie im falschen Film. Der 32-Jährige ist der Captain der englischen Rugby-Nationalmannschaft und hat in deren Geschichte die meisten Punkte erzielt. Zudem hat er die drittmeisten Länderspiele absolviert und das Team mit einer grandiosen Leistung in den Halbfinal geführt.
Doch als vor dem Viertelfinal gegen Fidschi sein Name bei der Verkündung der Aufstellung verlesen wurde, gab es einen Mix aus Pfiffen und Buhrufen – von den eigenen Fans. Auch wieder am Samstag gegen Südafrika?
Er ist die Art Anführer, der man auf dem Feld folgen will. Er ist ein brillanter Spieler und in grossen Momenten wird er immer besser.
Farrell ist ein brillanter Spieler, aber bisweilen streitbarer Charakter, der sich völlig unnötige Strafen einhandelt und sein Team damit schwächt. So verpasste er die ersten beiden WM-Spiele gegen Argentinien und Japan wegen einer Sperre, die er sich für ein gefährliches Tackling in einem Testspiel gegen Wales im August eingehandelt hatte.
Farrell zu gut, um auf ihn zu verzichten
Die Fans nervt so etwas, sie hätten lieber den als Vertreter beeindruckenden George Ford auf der wichtigen Verbinderposition. Und sie lassen Farrell das spüren. Sportlich kommt Trainer Steve Borthwick aber gar nicht am begnadet kickenden Farrell vorbei. Beim 30:24 gegen Fidschi hatte er mit 20 Punkten entscheidenden Anteil am Weiterkommen.
Farrell zeigt sich vom Verhalten der eigenen Fans bisher unbeeindruckt. Für den Trainer kommt das nicht überraschend. «Er ist die Art Anführer, der man auf dem Feld folgen will. Er ist ein brillanter Spieler und in grossen Momenten wird er immer besser», sagte Borthwick.
Die Engländer sind als einziger Halbfinalist noch ohne Niederlage im Turnier. Dennoch sind sie in der Neuauflage des Finals von 2019 gegen die «Springboks» nicht mal im Ansatz Favoriten. Südafrika brillierte im Viertelfinal gegen Frankreich mit ungeheurer Physis und warf die Gastgeber etwas überraschend aus dem Turnier.