Er wird im Halbfinal-Duell mit Neuseeland (Freitag, 21:00 Uhr) bei der Rugby-WM zwar mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht in der Startaufstellung stehen, trotzdem geniesst er bereits jetzt Legendenstatus. Die Rede ist von Argentiniens Agustin Creevy, der mit 38 Jahren und 219 Tagen zum ältesten in einem WM-Halbfinal eingesetzten Spieler werden wird.
Dies wäre jedoch nicht sein erster Rekord: Als erster Argentinier überhaupt absolvierte der auf der zentralen Hakler-Position agierende Creevy Anfang August 2023 sein 100. Länderspiel («Test Match»). Zudem hält er Argentiniens Bestmarken für die meisten Länderspiele als Captain und die meisten Einsätze an Rugby-Weltmeisterschaften.
Lobeshymnen für den «Oldie»
Was macht ein solcher Spieler also auf der Bank? Mittlerweile wird Argentinien von Creevys fast 10 Jahre jüngerem Nachfolger Julian Montoya angeführt. Dennoch ist damit zu rechnen, dass der 38-jährige Routinier zum Einsatz kommen wird. Argentiniens Assistenztrainer Felipe Contepomi lobte seinen früheren Mitspieler zuletzt in den höchsten Tönen: «Es ist bewundernswert, wie er in seinem Alter einige der besten Spiele seines Lebens absolviert.»
Das überrascht in Anbetracht von Creevys Schwärmereien für die argentinische Nationalmannschaft keineswegs: «Alles, was ich im Rugby getan habe, war, das argentinische Trikot anzuziehen. Alle Entscheidungen, die ich in meinem Rugby-Leben getroffen habe, sind für ‹Los Pumas›. Um ihnen mein Bestes zu geben.»
Eine letztlich kluge Entscheidung
Eine zentrale (und widerwillige) Entscheidung war, von der Position des Flügelstürmers auf jene des zentraleren Haklers zu wechseln. Es war Ende 2008, als Creevy von seinem damaligen Klubtrainer in Argentinien zu diesem Positionswechsel geraten wurde. Daraufhin nahm er 5 Kilogramm an Muskeln zu und übte zu Hause mit einem selbstgebauten Reifen Einwürfe.
Es dauerte allerdings eine gewisse Zeit, bis Creevy vollends von diesem Schritt überzeugt war: «Anfangs litt ich unter der Umstellung, vor allem mental. Aber ich dachte, wenn ich meine Position nicht wechsle, würde ich nie für ‹Los Pumas› spielen. Schliesslich habe ich aus der Erfahrung gelernt und die Entscheidung war der grösste Erfolg in meinem Leben.» Tatsächlich führte er Argentinien als Hakler und Captain an der WM 2015 bis in den Halbfinal.
Nun hat Creevy bei seiner 4. Weltmeisterschaft erneut die Chance, in seinen ersten Final einzuziehen. Am Freitagabend kommt es im Stade de France zum Kräftemessen mit Neuseeland. Selbstredend will Argentiniens Rekordspieler seinen Teil dazu beitragen: «Ich fühle mich körperlich gut, und ‹Los Pumas› sind mein Leben.»