Sanfteren Gemütern ist die Szene, über die derzeit ganz (Rugby-)Frankreich diskutiert, nicht zu empfehlen. Beim 3. Spiel der Heim-WM läuft in Marseille die 46. Minute, als es plötzlich kräftig scheppert.
Der Ball hat die Hände von Antoine Dupont gerade verlassen, als ihm Gegenspieler Johan Deysel von rechts mit voller Geschwindigkeit und aus dem toten Winkel kommend seinen Schädel ins Gesicht rammt. Der Namibier sieht Rot, Dupont muss unter Tränen und mit schlimmen Gesichtsverletzungen vom Feld.
Am Freitagmorgen brachten ersten Diagnosen Gewissheit: Dupont, Frankreichs Captain und grosser Hoffnungsträger, hat sich beim Zusammenstoss im Rekordspiel gegen Namibia (96:0) den Oberkiefer und das Jochbein gebrochen.
Hoffnung auf Rückkehr lebt
Das Verrückte dabei: Der 26-Jährige, 2021 zum besten Spieler der Welt gewählt, bleibt im Kader des Mitfavoriten. Ein Comeback noch während der Heim-WM schliesst der französische Rugby-Verband FFR nicht aus.
«Es wurde eine spezielle chirurgische Beratung angefordert, um die Dauer des Ausfalls genau zu definieren», teilte der FFR am Freitag mit. Dupont reiste zu seinem Heimatklub nach Toulouse, um sich eingehender untersuchen zu lassen.
Ihr abschliessendes Gruppenspiel bestreiten die Franzosen am 6. Oktober gegen Italien. Die K.o.-Runde beginnt für das französische Team mit dem Viertelfinal am 14./15. Oktober. Der WM-Final steigt dann am 28. Oktober in Saint-Denis (Halbfinals und Final live bei SRF).
Wenn man sich die Bilder anschaut, ist das ein ziemlich heftiger Aufprall
Die WM ist Duponts grosser Traum, sie sollte für den Sohn eines Landwirts zur Krönung der Karriere werden – doch nun droht das bittere vorzeitige Ende. Es muss bezweifelt werden, ob der Scrum-half beim Heimturnier tatsächlich noch einmal auflaufen kann. «Wenn man sich die Bilder anschaut, ist das ein ziemlich heftiger Aufprall», sagte Cyril Baille, ein für gewöhnlich äusserst hartgesottener Teamkollege Duponts.