Nach dem Ende ihrer Machtdemonstration genossen die übermächtigen «Götter in Schwarz» sichtlich die Atmosphäre im Pariser Stade de France. Mit Familie und Freunden feierten die Neuseeländer ihren Triumph, breit grinsend hielten sie mit Erinnerungsfotos den besonderen Moment fest.
Die gute Laune, sie war aus mehreren Gründen angebracht: Den Final der Rugby-WM souverän erreicht, die Dämonen von 2019 besiegt – und dabei auch noch ein dickes Ausrufezeichen an die Konkurrenz geschickt.
Wir sind hierher gekommen, um in den Final einzuziehen, und dann wollen wir ihn natürlich auch gewinnen
Die Anerkennung aus der weit entfernten Heimat folgte prompt. «Die All Blacks – was für ein Team!», schrieb Neuseelands künftiger Premierminister Christopher Luxon auf X nach dem dominanten 44:6 im Halbfinal gegen chancenlose Argentinier. Im Stadion jubelte ein «stolzer» Jordie Barrett über den Sieg, der «so süss» sei.
Der 26-Jährige muss es wissen, war der Center doch bereits vor vier Jahren Teil des Teams, das in der Vorschlussrunde an England gescheitert war. Doch nach dem Absturz in Japan lebt in diesen Tagen in Frankreich der Mythos der berüchtigten «All Blacks» wieder.
Das grosse Ziel des Teams ist aber noch lange nicht erreicht. «Wir sind hierher gekommen, um in den Final einzuziehen, und dann wollen wir ihn natürlich auch gewinnen», sagte Coach Ian Foster mit Nachdruck.
Jordan winkt ein Rekord
Die Chancen dazu stehen sehr gut. Seit der Auftaktniederlage gegen Gastgeber Frankreich zeigt die Formkurve bei den «All Blacks» steil nach oben. Die Siege gegen den Weltranglisten-Ersten Irland und die Abreibung für Argentinien sind die aktuellen Beweise für die bestechende Verfassung des Teams.
Aus diesem ragt vor allem Will Jordan heraus. Gegen die Südamerikaner legte er seine Versuche sechs, sieben und acht im laufenden Turnier. Ein weiterer im Endspiel, und er würde eine neue Bestmarke bei einer Endrunde aufstellen. «Die Jungs sind gut drauf, sie sind heiss auf die nächste Woche», so der Flügelspieler.
Krönt sich Neuseeland zum Rekordchampion?
Persönliche Erfolge werden aber am kommenden Samstag dem grossen Ziel einer ganzen Nation untergeordnet: Mit dem vierten Titel würde Neuseeland zum alleinigen WM-Rekordchampion aufsteigen. Welchen Gegner Foster auf diesem Weg bevorzuge? «Es ist mir egal», lautete die kurze Antwort. Titelverteidiger Südafrika und England bestreiten am Samstagabend den zweiten Halbfinal.
Den Zuspruch aus der Heimat haben die «All Blacks» auf jeden Fall schon sicher. «Sie haben die Experten eines Besseren belehrt», schrieb Premier Luxon, der schnell die Marschroute für den Final vorgab: «Ein weiterer Berg muss noch erklommen werden.»