Was über Jahre fast unmöglich schien, könnte in diesem Jahr Tatsache werden. Beim Bernisch-Kantonalen Teilverbandsfest liegt es durchaus in der Luft, dass erstmals seit 19 Jahren wieder ein Gast obenaus schwingt. Allein Kilian Wenger hat auf heimischem Territorium 5-mal beim Kantonalfest reüssiert: 2011, 2013, 2017, 2018, 2021.
Ein letzter Auftritt bleibt dem Schwingerkönig aus dem Jahr 2010 verwehrt: Der mittlerweile 34-Jährige erklärte vor acht Tagen das sofortige Karriereende. Sein nach zig Jahren im Sägemehlring in Mitleidenschaft gezogener Rücken lässt keine weiteren Einsätze zu.
Wie der abgetretene Wenger muss auch Pirmin Reichmuth verletzt passen. Doch zu den anwesenden und aussichtsreichsten «Bösen» am Sonntag in Burgdorf: Mit den Ostschweizern Samuel Giger und Armon Orlik treten zwei Schwinger an, die zu den absolut Besten ihres Fachs gehören.
Giger gewann heuer auf dem Stoos, Orlik auf dem Weissenstein – Letzterer ist in dieser Saison gar noch ohne Niederlage. Entsprechend müssen die Berner mit allem, was möglich ist, dagegenhalten. Als letzter Nicht-Berner durfte sich 2005 der Innerschweizer Martin Grab im oberaargauischen Huttwil schultern lassen.
Staudenmanns Argument: seine Unbesiegbarkeit
Wegweisend wird bereits der erste Gang sein, da trifft der stärkste Berner Fabian Staudenmann auf Unspunnen-Sieger Giger. Diese Paarung gab es zuletzt in Interlaken 2023, da verlor Staudenmann bereits sehr früh. Die Niederlage Staudenmanns am Unspunnen war dessen letzte, heuer hat er noch kein einziges Duell verloren.
Ob Staudenmann am Heimfest gegen Giger Revanche nehmen kann, ist die grosse Frage. Nebst dem 24-Jährigen gehört Adrian Walther zu den grossen Berner Siegesanwärtern, er legte am Schwarzsee gar Giger auf den Rücken. Interessant dürfte auch der Auftritt von Michael Moser sein. Er gewann am letzten Samstag das Emmentalische Gauverbandsfest. Mit 19 Jahren und ein paar Tagen holte er sich den ersten Sieg bei einem Kranzfest. In einem Alter also, in dem es viele Spitzenschwinger noch nie zuoberst auf eine Rangliste geschafft haben.
Immer wieder Burgdorf
Geschwungen wird wie bereits am Oberaargauischen und Emmentalischen in Burgdorf. Dort werden heuer also drei Kranzfeste durchgeführt. Etwas, das es in Schwingkreisen so noch nie gab.
Möglich ist dies auch, weil der Schwingklub Burgdorf als einziger Schwingklub dem Emmentaler und dem Oberaargauer Gauverband angehört. So kam es dazu, die beiden Gauverbandsfeste und jetzt als Highlight noch das Berner Kantonale durchzuführen.