Beim Eidgenössischen Jubiläumsschwingfest wird Schwingerkönig Christian Stucki zum ersten Mal als Experte bei SRF im Einsatz stehen. Im «Tagesgespräch» erzählt er von seiner neuen Aufgabe und beschreibt, wie sich der Schwingsport entwickelt hat.
SRF News: Sie sind Schwingerkönig, Kilchberg- und Unspunnensieger, aber ein Jubiläumsschwingfest hat während Ihrer Aktivzeit nie stattgefunden. Ärgert Sie das?
Christian Stucki: Es ist schon ein bisschen schade. Wenn alles so gelaufen wäre wie geplant, hätte es 2020 über die Bühne gehen sollen, als ich noch aktiv war. Wegen Corona wurde es verschoben. Das ist jetzt halt so, bei mir wurde es Zeit, zurückzutreten. Ich durfte ja zum Glück bei einem anderen besonderen Eidgenössischen Schwingfest dabei sein, beim Expo-Schwinget in Murten, als blutjunger Bub mit 17 Jahren.
Sie werden in einer neuen Rolle dabei sein, als Experte von SRF. Haben Sie sich speziell auf diese Aufgabe vorbereitet?
Nein! Es wird eine Feuertaufe, ein Sprung ins kalte Wasser! (lacht) Aber das kommt gut, auch wenn ich sicher nervös sein werde, bevor es losgeht.
Sie werden mit Schwingerkönig Jörg Abderhalden und Moderatorin Fabienne Gyr das Geschehen im Sägemehl analysieren. Wie kritisch werden Sie sein?
Das werden wir sehen, Beisshemmungen habe ich keine. Es ist sicher so, dass ich mir gut überlege, was ich sage. Und ich darf nicht parteiisch sein, das ist das Wichtigste. Ich habe es aber immer so gehandhabt: Wenn etwas nicht gut ist, kann ich das ansprechen. Ich bin ja selber auch offen für Kritik.
Ich finde es wichtig, dass der Sport nicht seine Seele verkauft. So muss die Schwingarena unbedingt ein werbefreier Ort bleiben.
Gefeiert werden 125 Jahre Schweizer Schwingverband. Der Sport hat sich stark entwickelt, es fand eine Kommerzialisierung statt. Sie selbst hatten auch viele Sponsoringverträge. Finden Sie diese Entwicklung richtig?
Ich sage es so: Bei meinem ersten Eidgenössischen Schwingfest 2001 in Nyon lag das Budget bei knapp 2 Millionen Franken, 2019 in Zug bereits bei rund 36 Millionen. Schwingen wurde interessant für Sponsoren. Warum soll der Schwinger nicht auch davon profitieren? Ich finde es aber wichtig, dass der Sport nicht seine Seele verkauft. So muss die Schwingarena unbedingt ein werbefreier Ort bleiben.
Vor gut einem Jahr haben Sie Ihre Aktivzeit beendet. Vermissen Sie das Schwingen?
Nein. Ich gehe nach wie vor sehr gerne an Schwingfeste und bin fast noch nervöser, wenn ich nur zuschaue. Aber fehlen tut mir nichts. Ich bin sogar froh, dass ich nicht mehr im Sägemehl stehe, wenn ich sehe, wie das abgeht, wie die sich Haue geben! Ich glaube, die Zweikämpfe werden zum Teil noch intensiver geführt als zu meiner Aktivzeit.
Wen sehen Sie als Favoriten am Jubiläumsschwingfest in Appenzell?
Es gibt ein paar, die schon während der Saison gut waren: Samuel Giger, Fabian Staudenmann, Adrian Walther, Joel Wicki, Armon Orlik oder Marcel Bieri. Es könnten aber auch ein Domenic Schneider oder Michel Moser am Sonntag vorne liegen. Schön wäre natürlich, wenn es ein Berner wäre! (schmunzelt)
Ausschnitt aus dem «Tagesgespräch» mit Simone Hulliger