Am letzten Sonntag auf der Schwägalp gab das grosse Finale zu reden. Mario Schneider bezwang seinen Bruder Domenic im Schlussgang mit einem «Schlungg». Doch ging bei der Aktion alles mit rechten Dingen zu? Wer hatte wann Griff? Und was sagt das Regelwerk?
Solche oder ähnliche Fragen traten in jüngerer Vergangenheit auf den Schwingplätzen vermehrt in den Fokus. Ungewollte Aufmerksamkeit erlangen dabei auch die Kampfrichter. Auf der Schwägalp musste Bruno Gisler seinen Entscheid, das Resultat zu geben, rechtfertigen.
Als Schwinger erfolgreich – als Kampfrichter auch
Der mittlerweile 40-Jährige hat vor 5 Jahren seine eigene erfolgreiche Schwingerkarriere beendet. 127 Kränze errang der Solothurner für den Nordwestschweizer Teilverband insgesamt, bevor er mit der Stoppuhr an den Platzrand wechselte.
Er könne so seinem Sport erhalten bleiben und auch etwas zurückgeben. «Ich bin dann jedes Jahr etwas weiter nach oben gerutscht. Die Chefetage ist offenbar zufrieden mit mir», lacht Gisler.
Er ist in der Gilde der besten Kampfrichter angekommen – auch am Unspunnen-Schwinget steht er im Einsatz. «Mir gefällt das Kampfrichterwesen, auch wenn man hie und da in der Kritik steht.»
Kritik bleibt gleich – Scheinwerferlicht ist heller
Zu seiner Aktivzeit oder auch noch früher habe es nicht weniger Diskussionen um strittige Entscheide gegeben, findet Gisler. Nur seien sie halt medial nicht so breitgetreten worden wie heute.
Einen VAR hält der Landwirt dennoch nicht für angebracht. Am Eidgenössischen vor einem Jahr in Pratteln hatte die Debatte um technische Hilfsmittel Fahrt aufgenommen. Joel Wickis Sieg im Schlussgang gegen Matthias Aeschbacher haftete der Makel an, dass der Innerschweizer beim entscheidenden Schwung keine Hand an der Zwilchhose des Berners hatte.
VAR? Nein, danke
Mit dem Videobeweis als Absicherung wäre das Leben der Kampfrichter wohl einfacher, doch Gisler winkt ab. «Was den Schwingsport so populär macht, sind ja die Emotionen.» Diese gingen verloren, wenn man ständig Kamerabilder konsultieren und «millimetern» müsse. «Die Schwingtradition soll gewahrt werden.»
Am Sonntag wird Gisler übrigens nicht erneut im Schlussgang die Verantwortung tragen. Er ist auf Platz 1 eingeteilt worden, der finale Akt beim Saisonhöhepunkt in Interlaken findet auf Platz 5 statt.