«Der Kanton Zürich ist nicht unbedingt als Schwinger-Hochburg bekannt. Aber dass wir eines der prestigeträchtigsten Schwingfeste durchführen dürfen, ist schon sehr toll», sagt Samir Leuppi vor dem Kilchberger Schwinget vom kommenden Samstag. Beim Winterthurer ist die Vorfreude gross vor dem «Heimfest», das alle 6 Jahre stattfindet und neben dem Eidgenössischen und dem Unspunnen als bedeutendster Anlass im Schwingsport gilt.
Leuppi mit starker Saison
Für den 28-jährigen Leuppi ist es die erste Teilnahme am Kilchberger. Bei der letzten Austragung 2014 war er noch Ersatz. In diesem Jahr verdiente er sich das Ticket für das Saisonhighlight, bei dem nur die 60 besten Schwinger des Landes antreten dürfen, mit starken Leistungen.
Leuppi sicherte sich 2 Teilverbands-, einen Berg- und 4 Kantonal-Kränze und häufte sein Total auf 44 an. Am Bündner-Glarner Kantonalschwingfest in Davos Sertig feierte er seinen insgesamt 3. Kranzfestsieg. In der Jahrespunkteliste der Schwingerzeitung Schlussgang belegt er Rang 13.
Das Kilchberger Schwinget am Samstag wird für Leuppi, der 2019 in Zug seinen ersten Eidgenössischen Kranz holte, eine grosse Herausforderung. Im Gegensatz zu anderen Festen stellen sich ihm den ganzen Tag nur Hochkaräter in den Weg. «Man muss einfach in allen 6 Gängen 150 Prozent abrufen können. Nur dann kann man am Schluss ganz vorne mit dabei sein.»
Früher war er eher ein Dieselmotor. Mir wäre es lieber, wenn er ein Turbo-Benziner wäre.
Leuppi investiert viel, um dieses Ziel zu erreichen. Seit 2018 nimmt die Neuroathletik beim Winterthurer eine entscheidende Rolle ein. Dabei geht es um das aktive Integrieren des Gehirns ins Athletiktraining. «Damit man den Rumpf gut ansteuern kann, muss man immer schauen, dass die Augen im Spiel sind», erklärt sein Trainer Jürg Monhart.
Die Erfolge geben Leuppi recht. Und Monhart sieht in jeder Einheit Fortschritte. «Früher war er eher ein Dieselmotor. Mir wäre es lieber, wenn er ein Turbo-Benziner wäre. Er ist auf einem guten Weg dorthin, er wird explosiver, vielseitiger und kann schnell auf etwas reagieren.»
Lange Zürcher Durststrecke
Leuppi scheint also bereit zu sein, am Samstag am Kilchberger für den ganz grossen Coup zu sorgen. Zum Auftakt trifft er auf den Nordwestschweizer Nick Alpiger. Sollte ihm die Überraschung gelingen, die grossen Favoriten wie Samuel Giger oder Joel Wicki hinter sich zu lassen, würde er eine lange Durststrecke beenden. Letztmals triumphierte mit Karl Meli 1973 ein Zürcher in Kilchberg.