A wie abwesend, und doch anwesend
Der König musste dem Sägemehl wegen seiner auf dem Brünig erlittenen Ellbogenverletzung fernbleiben. Doch Joel Wicki lud in Interlaken trotzdem zu einer Audienz. «Wenn du am Abend gesund heimkommst, ist das schon viel wert», sagte er im SRF-Interview. Ob er schon ahnte, dass «seine» Innerschweizer ohne ihn nicht im Schlussgang vertreten sein würden?
B wie Brunnen
Nirgends passt der Brunnen so gut wie am Unspunnen. Doch nicht nur der Reim machts – das mit Adler und Edelweiss verzierte Holz-Schmuckstück zog viele bewundernde Blicke auf sich. Der Brunnen wurde übrigens versteigert und bringt der Jugendabteilung des Schwingklubs Interlaken einen hübschen Batzen Geld ein.
C wie Culotte
Die französische Bezeichnung für die Zwilchhose. Statt den Romands hatten allerdings einmal mehr die Deutschschweizer die Hosen an.
D wie Drängeln
Im Vergleich zum Eidgenössischen in Pratteln vor einem Jahr war der Unspunnen-Schwinget eine Nummer kleiner. Trotzdem: Zwischen den Gängen bildeten sich vor den Ständen auf dem Gelände teilweise lange Schlangen.
E wie Einteilung
Wie immer gab sie zu reden. Hätte man es Sieger Samuel Giger schwerer machen können?
F wie Fribourg
Dass am Mittag zwei Schwinger aus dem kleinen Südwestschweizer Teilverband die Nase vorne haben würden, war eine ziemliche Überraschung. Die beiden Freiburger Benjamin Gapany (Hauteville) und Steve Moser (Rechthalten) wurden im 4. Gang jedoch von Samuel Giger respektive Pirmin Reichmuth zurückgebunden.
G wie Gladiator
Die Musik zum gleichnamigen Blockbuster wurde vor dem Schlussgang eingespielt. So martialisch wie im Film ging es im Sägemehl dann zum Glück nicht zu.
H wie Holzschnitzel
Sie verhinderten eine Schlammschlacht auf dem Festgelände. 700 Kubikmeter davon wurden verwendet. Dazu kamen 4000 Tonnen Kies.
I wie Innerschweiz
Der ISV trat ersatzgeschwächt an, hatte in Pirmin Reichmuth aber dennoch einen aussichtsreichen Schlussgang-Kandidaten, der schliesslich mit Rang 2 vorliebnehmen musste. Martin Grab war 2006 der letzte Innerschweizer Unspunnen-Sieger.
J wie Jungfrau
Das Bergpanorama blieb in den Wolken verborgen. Interlaken zeigte sich aber dennoch von der besten Seite. Der Unspunnen-Schwinget war hervorragend organisiert.
K wie Kraftmeierei
Nur die 120 besten Schwinger traten an. Auffallend: In Sachen Athletik scheinen die «Bösen» immer nur noch besser zu werden.
L wie Liegestatt
Im Gabentempel standen wieder einige reizvolle Preise für die Schwinger bereit. Auch ein Bett mit Inschrift «Unspunnen 2023» war darunter. Die Müdigkeit nach dem Fest dürfte nach kräfteraubenden 6 Gängen bei allen Spitzenschwingern gross genug gewesen sein.
M wie Muni
Der knapp dreijährige Araris, der nun einen neuen Besitzer hat, verlebte auf dem Festgelände ein mehrheitlich ruhiges Wochenende, hatte aber zwei Auftritte in der Arena. Ob der Simmentaler Muni die Aufregung um ihn genoss?
N wie Nobelkurort
Das Unspunnenfest begründete 1805 den Tourismus im Berner Oberland. Der Kontrast zwischen gelebtem Brauchtum und modernem Fremdenverkehr war zwischen Thuner- und Brienzersee gut sichtbar.
O wie Ottoberg
Der zu Märstetten gehörende Weiler zwischen Frauenfeld und Kreuzlingen ist die Heimat des neuen Unspunnen-Champions. Er zählt keine 1000 Einwohner.
P wie Pelerine oder Poncho
Konnte vor allem zum Schluss gut gebraucht werden, als ein Wolkenbruch die Regentauglichkeit von Schwingern und Publikum noch einmal auf die Probe stellte.
Q wie Qual
Ein Schwingfest dieser Bedeutung wegen einer Verletzung vorzeitig beenden zu müssen, ist bitter. Diesmal traf es beispielsweise Ruedi Roschi, der sich zuhause im Berner Oberland einiges vorgenommen hatte.
R wie Regierung
Gleich drei Bundesräte waren auf der Liste der Ehrengäste aufgeführt. Nur einer machte dann auch tatsächlich seine Aufwartung. Albert Rösti, der aus Frutigen stammt, hielt am Festakt eine Rede und liess sich auch vom aufkommenden Regen nicht stören.
S wie Stein
Die Hoffnungen, dass der Original-Unspunnenstein wie 2001 zurückgegeben werden könnte, zerschlugen sich einmal mehr. Das Ur-Exemplar bleibt in den Händen jurassischer Aktivisten, doch auch mit dem Replikat war der Wettkampf der Steinstösser ein Hingucker.
T wie Talent
SRF-Experte Adrian Käser hatte ihn auf dem Zettel und traute ihm eine Überraschung zu: Michael Moser. Der 18-jährige Berner erlebte mit 3 Siegen und 3 Niederlagen dann ein durchzogenes Fest. Allerdings musste er auch gegen hochkarätige Gegner wie etwa Werner Schlegel ran.
U wie Unart
Eine ungewöhnliche Durchsage vom Speakertisch sorgte für ein kollektives Schmunzeln und Applaus im Publikum. «Wir haben unschöne Worte auf der Tribüne gehört», hiess es. Man solle doch niemanden mit Schimpfworten eindecken, die eigentlich das Geschlechtsteil eines wolligen Nutztieres bezeichnen.
V wie «Verjufle»
Genau das wollte Samuel Giger im Schlussgang nicht, als er Adrian Walther in eine ungemütliche Situation gebracht hatte – so sagte es der Thurgauer im SRF-Interview. Getreu seinem Naturell blieb er ruhig und brachte die Sache zu einem erfolgreichen Ende.
W wie Walther
Der 22-Jährige Adrian Walther rettete aus Berner Sicht ein Fest, das mit den Niederlagen von Fabian Staudenmann und Matthias Aeschbacher nicht gut begonnen hatte. Mit seinem angriffigen Schwingstil machte er sich nicht nur bei den Einheimischen beliebt.
X wie Kreuzgriff
Was jeweils aussieht wie eine besonders innige Umarmung ist ein ziemlich wirkungsvolles Mittel, den Gegner in die Mangel zu nehmen.
Y wie Y-Chromosom
Der Schwingsport bleibt männlich dominiert. Das gilt nicht nur für die Kämpfe im Sägemehl, sondern auch für das Publikum. Vielleicht hat das Erlebnis Unspunnen einige Mädchen ja zu einem Probetraining motiviert?
Z wie Zwillinge
Die 18-jährigen Zwillinge Jan und Tim Roth aus Erlinsbach (AG) schwangen beide mit. Jan erreichte mit dem geteilten 12. Rang ein beachtliches Resultat.