Es passierte vor vier Wochen am Toggenburger Verbandsschwingfest in Necker: Im dichten Schneetreiben griff sich Samuel Giger plötzlich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Schulter. Noch bevor die Schwingsaison richtig begonnen hatte, wurde der Unspunnen-Sieger zur ersten verletzungsbedingten Pause gezwungen.
«Ich wollte einen Angriff starten, merkte aber sofort, dass es zwickte. Der erste Gedanke war: ‹Nein, bitte nicht›», schilderte Giger im «Sportpanorama» den Vorfall. Gross zurückschauen wolle er aber nicht, der Blick geht nach vorn. Giger kann vermelden: «Mir geht es den Umständen entsprechend super.»
Sehnen, Muskeln und Gelenk betroffen
Die Reha schreitet offenbar gut voran, zusammen mit Fitnesscoach Goran Cvetkovic schuftet das Kraftpaket bereits wieder an seiner Physis. Regelmässige Besuche beim Physiotherapeuten zur Behandlung der Problemzone stehen aber ebenfalls auf dem Programm.
Eine MRI-Untersuchung habe ergeben, dass Sehnen-und Muskelgewebe sowie der Gelenkknorpel in der rechten Schulter angerissen seien, kommunizierte der 26-Jährige kurz nach der Verletzung. Mittlerweile gibt er sich betreffend Updates bedeckter – schliesslich liest und hört die Konkurrenz mit.
Das St. Galler Kantonale am 26. Mai, das er ursprünglich als Comeback-Ziel angab, dürfte noch zu früh kommen. «Das wird wahrscheinlich nicht reichen.» Realistischer ist eine Rückkehr ins Sägemehl beim ersten Bergkranzfest auf dem Stoos am 9. Juni oder am 23. Juni beim Schwarzsee-Schwinget.
Saisonhighlight in Appenzell
So oder so muss Giger umplanen, die eigentliche Vorbereitung wurde schliesslich torpediert, die im Winter gelegte Trainingsbasis ist wohl nur noch halb so viel wert. «Es frustriert, aber auf der anderen Seite kann ich es nicht ändern. Es nützt nichts, wenn ich Energie verschwende und den Kopf in den Sand stecke», gibt sich der Thurgauer fatalistisch.
Mein Trainingsplan ist auf Ende Saison ausgelegt.
Geduld für eine vollständige Heilung ist gefragt. Und die lässt sich leichter aufbringen, wenn das einzige Fest mit eidgenössischem Charakter in dieser Saison zeitlich noch etwas entfernt ist. Beim Jubiläumsfest zum 125-jährigen Bestehen des eidgenössischen Schwingerverbandes, das wegen Corona mehrfach verschoben werden musste, möchte Giger am 8. September in Appenzell an seine Leistung am Unspunnenfest 2023 anschliessen.
«Mein Trainingsplan ist auf Ende Saison ausgelegt», sagt er. Auch wenn das Fest aufgrund der fehlenden Historie «emotional nicht ganz den Stellenwert wie Unspunnen oder Kilchberg» einnimmt, wäre ein Triumph für ihn etwas ganz Besonderes. Vater Emil, selbst zweifacher eidgenössischer Kranzschwinger, stammt aus dem Appenzell. Ausserdem leben zwei Brüder Gigers im Kanton Appenzell Ausserrhoden.