Zweimal hat Matthias Glarner am prestigeträchtigen Unspunnen-Schwinget teilgenommen. 2006 betrat er als 20-Jähriger die grosse Bühne in Interlaken, 2011 reichte es ihm zum geteilten 5. Platz.
Auch bei der letzten Austragung vor 6 Jahren wäre der Meiringer gerne dabei gewesen. Doch ein schwerer Unfall (Glarner stürzte bei der Arbeit von einer Seilbahngondel) verhinderte 2017 die Teilnahme. Besonders bitter: Glarner wäre nach seinem Triumph 2016 in Estavayer-le-Lac als amtierender Schwingerkönig angetreten.
Glarner schleift Berner Schwinger im Kraftraum
Unweit vom Festgelände in Interlaken feilt der 2019 zurückgetretene Glarner nun daran, einem anderen Berner zum Unspunnen-Sieg zu verhelfen. In Wilderswil befindet sich die Trainingsbasis von Top-Schwingern wie Fabian Staudenmann, Adrian Walther, Kilian Wenger oder Curdin Orlik – zumindest, was den Athletik- und Kraftbereich angeht.
Glarner, der früher selbst im Studio von Roli Fuchs an seiner Fitness schuftete, hat mit seinem langjährigen Wegbegleiter zusammengespannt und amtet nun als Coach. Die beiden zählen nicht nur Schwinger, sondern auch Profi-Athleten aus anderen Sportarten zu ihren Kunden.
Fortschritte bei Staudenmann zeichneten sich ab
Die Kontakte aus seiner Aktivzeit waren natürlich nützlich für seine neue Tätigkeit. «Gegen viele habe ich noch selbst geschwungen, wobei einige noch sehr jung waren, fast noch Kinder», lacht Glarner. Die Erfahrung des heute 37-Jährigen wird geschätzt, die weiterhin grosse Nähe zum Schwingsport sorgt ebenfalls für ein Vertrauensverhältnis.
Gerade Staudenmann, der im letzten Jahr noch häufig mit dem zweiten Platz hatte vorliebnehmen müssen, hat in seiner Entwicklung den nächsten Schritt gemacht und sich mit seinen Leistungen zu einem der grossen Favoriten in Interlaken emporgeschwungen. «Er hat im Winter vor allem athletisch, aber auch schwingerisch einen Schritt gemacht. Dass er dann häufiger auf Platz 1 als auf Platz 2 anzutreffen ist, ist eigentlich die logische Folge», so Glarner, der dem 23-Jährigen dann und wann auch abseits des Kraftraums mit Rat und Tat zur Seite steht.
Sie sind sehr breit aufgestellt, das macht es für die anderen Teilverbände schwierig.
Kurz vor dem Saison-Highlight sei die Vorbereitung sehr individuell. Neben den letzten intensiven Trainings gelte auch der Erholung ein wichtiges Augenmerk. «Einige hatten schon eine sehr lange Saison. Da geht es auch darum, viel zu schlafen und gut zu essen und nur noch kleine Trainingsreize zu setzen.»
Wer tritt Stuckis Erbe an?
Die Chancen der Berner, den Titel Christian Stuckis von 2017 zu verteidigen, stehen gemäss Glarner nicht schlecht. «Fabian ist der Leader, er hat am meisten Feste gewonnen. Daneben gibt es aber auch noch Matthias Aeschbacher oder Adrian Walther, die auf der Lauer sind. Sie sind sehr breit aufgestellt, das macht es für die anderen Teilverbände schwierig.»
Einen Tipp lässt sich Glarner nicht entlocken. «Für mich kommen diejenigen in Frage, die Teilverbands- und Bergfeste gewonnen haben. Wahrscheinlich wird es einer aus dieser Gruppe machen.»