Am Mittwochmittag Schweizer Zeit lag Justine Mettraux beim härtesten Segelrennen der Welt wieder auf dem 10. Rang, nachdem sie kurzzeitig sogar auf Platz 8 vorgerückt war. 2352 Seemeilen trennen sie vom führenden Franzosen Charlie Dalin.
Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, dürfte die Genferin die Vendée Globe als beste Frau abschliessen. Im Ziel in Les Sables-d'Olonne wird sie zwischen dem 22. und 24. Januar erwartet.
Boot der älteren Generation hält stand
«Justine la machine», wie sie von manchen in der Segelszene genannt wird, gelingt ein wahres Kunststück. Mitten in der Aufholjagd über den Atlantik ist sie immer noch Teil der Verfolgergruppe, in der sich vor der brasilianischen Küste fast ausschliesslich Einrumpfboote der neuesten Generation befinden.
«Es ist schön, mit Jérémie Beyou oder Thomas Ruyant in Kontakt zu sein, deren Boote ein grösseres Potenzial haben als meines, auch wenn das Wetter mir sehr geholfen hat», sagte Mettraux zu Beginn dieser Woche in einem Telefoninterview mit Keystone-SDA.
Man ist nie vor irgendwelchen Sorgen gefeit.
Zwar gehört ihr Boot nicht zu den Antiquitäten der Flotte, aber Mettraux hat dennoch Verdienste. Ihre Jacht stammt aus dem Jahr 2018 und hat bereits eine Vendée Globe in den Foils hinter sich – mit Beyou, Zwölfter in der Austragung 2020/21. Und mit Ausnahme des Briten Sam Goodchild (mit Bootsjahrgang 2019) segeln alle Skipper der Top 10 auf der neuesten Hightech-Generation.
Den richtigen Zug noch erwischt
Das Defizit hinderte die 38-Jährige nicht daran, zu dieser Gruppe aufzuschliessen, nachdem sie am Kap der Guten Hoffnung mehr als 700 Meilen im Hintertreffen lag. Zusammen mit der Französin Clarisse Crémer, der Britin Samantha Davies und dem Deutschen Boris Herrmann gelang es ihr, den Abstand im Indischen Ozean zu verringern.
«Es gab eine Front, die ich nicht verpassen durfte und mit der ich trotz der sehr harten Bedingungen vorankam. Dadurch konnte ich im Gegensatz zu Clarisse und Samantha, die den Zug knapp verpasst haben, im Rennen bleiben.» Danach habe sie etwas besseres Wetter als die Gruppe vor ihr gehabt. «Dadurch konnte ich natürlich aufholen, aber nicht, weil ich etwas Besonderes gemacht habe. Ich konnte einen geraden Kurs fahren, während sie aufkreuzen mussten.»
Nach 80 Prozent der Strecke ist Mettraux bereits mit ihrem Rennen zufrieden, auch wenn sie daran erinnert, dass das Hauptziel darin bestehe, in den sicheren Hafen zurückzukehren: «Man ist nie vor irgendwelchen Sorgen gefeit.»