Als Alinghi Red Bull am Donnerstag vor Barcelona im Rahmen der letzten Vorregatta gegen das französische Orient Express Racing Team gewann, ging es sportlich noch um nichts. Die letzte Vorregatta, die bis am Sonntag fünf Duelle gegen alle in den America's Cup involvierten Syndikate bringen wird, ist dennoch ein Gradmesser. Erstmals segeln die Crews auf den Hightech-Jachten, die sie in der Challenger Selection Series und allenfalls auch im America's Cup gegen die Neuseeländer einsetzen werden.
Wir konzentrieren uns auf den Rennsport. Wir haben zwar einen Mast verloren, aber nicht das Rennen
Zumindest die Sorgen um einen Mastbruch am Dienstag konnten vorerst vergessen gemacht werden. Am Dienstag krachte es, nachdem das Rigg bereits Mitte Juni einmal versagt hatte. «Wir konzentrieren uns auf den Rennsport. Wir haben zwar einen Mast verloren, aber nicht das Rennen», liess das Schweizer Syndikat per Communiqué ausrichten.
Trotz dieses Rückschlags sei man guter Dinge. Dies dürfte nur die halbe Wahrheit sein, denn der erneute Zwischenfall tut weh. Beide Brüche liefen zwar glimpflich ab, verletzt wurde niemand. Dies ist keine Selbstverständlichkeit, denn die Renn-Jachten fliegen mit bis zu 100 km/h übers Wasser. Gleichwohl steht eine andere Frage als jene nach der Sicherheit im Vordergrund.
Nämlich jene, ob die Ingenieure beim Bau des Hightech-Geschosses über das Limit hinaus gegangen sind, oder ob ihnen ein Berechnungsfehler unterlaufen ist. Der America's Cup ist nicht nur ein Wettkampf unter Seglern, sondern auch unter Ingenieuren.
Einheits-Mast bei allen Jachten
Was man wissen muss: Alle Syndikate segeln mit dem gleichen Mast, er ist ein Einheitsprodukt. Am Mast selber liegt das Malheur also nicht, sondern an der Konstruktion des Bootes, das die Kräfte auf den Mast wirken lässt. Bei Alinghi werden sie sich also fragen: Wieso passiert das nur uns? Das Schweizer Syndikat schreibt dazu: «Dass wir uns nun erneut in dieser Situation befinden, wirft natürlich einige berechtigte Fragen auf, was mit der strukturellen Integrität der Maste passiert ist. Das ist eine Angelegenheit, die sehr genau untersucht werden muss. Aber im Moment überlassen wir die Untersuchung den Experten.»
Der Mastbruch sei nicht unter extremen Bedingungen erfolgt, sondern bei einer mässigen Brise von 13 Knoten (24 km/h). Bei beiden Zwischenfällen hätten die Sensoren angezeigt, dass die Belastung innerhalb akzeptabler Grenzen lag.
Jetzt keine Schwäche zeigen
Die Reparatur des AC75-Foilers scheint keine allzu grosse Sache zu sein. Mit einem anderen Rigg, das in den letzten Monaten zum Einsatz gekommen war, wurde das «BoatOne» über Nacht wieder in den Rennzustand versetzt. Dass Alinghi Red Bull 24 Stunden nach dem Zwischenfall wieder auslief, dürfte allerdings auch eine psychologische Komponente haben. In dieser Phase des America's Cups will man sich keine Blösse geben – weder gegen innen noch gegen aussen.