Vor wenigen Tagen ist bei Ryan Regez der berühmte Knoten geplatzt: Der 28-Jährige feierte am Sonntag in Innichen (ITA) seinen 4. Weltcup-Sieg und belegte am Montag den 2. Platz. Mit der Olympia-Selektion im Sack lässt es sich natürlich beruhigter Weihnachten feiern. Der Berner tut dies in Tschechien bei der Familie seiner Freundin.
Die beiden Podestplätze waren im Hinblick auf Peking nötig gewesen, weil das Schweizer Skicross-Team so stark besetzt ist. «Der Druck war riesig. Mir ist ein grosser Stein von der Seele gefallen», so Regez. Nach harzigem Saisonstart mit Handbruch und Schulterverletzung scheint der aus Wengen stammende Athlet also in Olympia-Form zu sein.
Ein Fall für den Mentalcoach
Gemeinhin gilt der 1,92-m-Hüne als Sonnyboy. Doch Regez hat in den letzten Jahren auch schwierige Phasen durchlebt. «Es ging mir psychisch nicht so gut», offenbart er. Deshalb habe er mit einem Psychologen und Mentaltrainer zusammengearbeitet.
Ich bin erschrocken, als ich ihn in Arosa getroffen habe. Er war sehr down, hatte richtig zu beissen diese Saison.
«Es ist aber nicht so, dass du eine Sitzung hast und dann klappt es. Es ist ein Prozess, der sich über 3 bis 5 Jahre erstreckt.» Es gehe viel in einem vor, wenn man leisten könnte, dies aber nicht im Wettkampf bringt. «Es gibt immer drei andere, die vor dir sein wollen. Vom Mentalen her muss man immer auf einem guten Level sein, sonst zerbricht man», sagt Regez.
SRF-Kommentator Dani Kern, der sich auf Instagram zuschaltete, erinnert sich: «Ich bin erschrocken, als ich ihn in Arosa getroffen habe. Er war sehr down, hatte richtig zu beissen diese Saison. Ich kannte ihn sonst nur als extrem positiven Menschen.»
Teamkollegen sind gleichzeitig Konkurrenten
Unter den Athleten seien solche Themen eher tabu, sagt Regez. Überhaupt ist es so eine Sache mit dem Teamgedanken. «Skicross ist ein Teamsport, wenn der Teamwettbewerb auf dem Programm steht», sagt Regez lachend. Natürlich gebe es das Gemeinschaftsgefühl. Denn man sehe die Kameraden, die gleichzeitig auch Konkurrenten sind, 8 Monate im Jahr oder sogar mehr. «Auf der Piste muss man die eigene Leistung bringen.»
Die Selektion für Olympia sei «definitiv eine schwierige Situation, weil wir ein starkes Team sind». Nur 4 Plätze sind für Grossanlässe zu vergeben. Er sei deshalb dankbar für die jüngsten Resultate, so Regez.
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Aber auch über den ersten Podestplatz der Karriere von Teamkollege Tobias Baur habe er sich sehr gefreut. «Es ist unglaublich geil, mit zwei Teamkollegen den Final zu fahren. Vorher will man diese Situation ja eher vermeiden.»
Regez freut sich schon auf Olympia: «Es wird ganz spannend.» Mit seinen jüngsten Leistungen hat er sich zum Medaillenanwärter gemacht. Gut, dass Regez reichlich Erfahrung im Umgang mit Druck gesammelt hat.