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Kobayashis glamouröse Welt Vom Porsche-Fahrer zum Überflieger

Ryoyu Kobayashi galt lange als trainingsfaules Supertalent. Die verrückte Welt des Tournee-Triumphators.

Ryoyu Kobayashi. Ein Name, der vor wenigen Monaten den aufmerksameren Skisprung-Fans vorbehalten war. Zwei Platzierungen in den Top 10 konnte der Japaner bis zu dieser Saison vorweisen. Nun katapultiert sich «Air Nippon» innert kürzester Zeit in Sphären, die ihn in einem Atemzug mit seinen grossen Landsmännern Kazuyoshi Funaki oder Noriaki Kasai nennen lassen.

Der «Neo-Japaner»

Im Erfolg vereint, unterscheidet sich der 22-Jährige abseits der Sprungschanze stark von seinen Idolen. Kobayashi ist extrovertierter. Während Funaki und Kasai ihre Triumphe mit freundlich-zurückhaltendem Lächeln und einem fast schüchtern erhobenen Arm «feierten», setzt Kobayashi zu ausufernden Freudensprüngen an. «Ich bin etwas verrückt, ein Neo-Japaner», hatte der neue König der Vierschanzentournee vor dem ersten Springen in Oberstdorf gesagt.

Kobayashis bunte Welt

Wer eintauchen will in seine wunderbare Welt, die etwas Farbe in den doch eher sterilen Skisprung-Zirkus bringt, kann das in den sozialen Netzwerken tun. Kobayashi bietet seinen Fans etwas. Ob beim Posieren mit neuen Sneakers, Verspeisen von lebendigen Würmern oder Baseball spielen.

Er hat verstanden, dass er mehr machen muss als nur Porsche zu fahren
Autor: Janne Väätäinen Kobayashis Trainer

Der plötzliche Erfolg Kobayashis, der von den ersten 9 Weltcupspringen in dieser Saison deren 6 gewann, basiert auf zwei Entwicklungen: einer menschlichen und einer sportlichen.

Erstere erklärte sein Trainer Janne Väätäinen gegenüber dem Tiroler Tagblatt: «Als Ryoyu verstanden hat, mehr machen zu müssen, als nur Porsche zu fahren, ist er gut geworden», so der Finne in seiner oft zitierten Aussage über Kobayashis Occasion-Flitzer. Lange habe er ihn zu mehr Training bewegen wollen, doch dieser sei zunächst «darüber nicht erfreut» gewesen.

Kein Anderer findet derart schnell die optimale Flugposition.
Autor: Stefan Horngacher

Neben mehr Fleiss gründet Kobayashis Erfolg freilich auch auf einer sportlichen Komponente. Von seiner «Hocke und der Art, den Radius zu nützen» spricht Väätäinen. Kamil Stochs Trainer Stefan Horngacher betont, dass kein anderer Springer im Feld derart schnell nach dem Absprung die optimale Flugposition finde.

Mit dem Tournee-Triumph hat Kobayashi einen ersten Schritt in Richtung Skisprung-Olymp getan. Als einzige Gefahr sieht sein Trainer das Rampenlicht: «Er weiss gar nicht, was auf ihn zukommt. Ich bin neugierig, wie er in vorderster Front überleben wird.»

Gelingt dies dem 22-Jährigen, bringt er alles mit, um seine Branche auf Jahre hinaus zu prägen. Und falls nicht, sollte mittlerweile statt eines Occasion-Porsches auch ein fabrikneuer Ferrari drinliegen.

Sendebezug: SRF zwei, laufende Berichterstattung Vierschanzentournee

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