Neue Besen kehren gut. Dieses Sprichwort ist so alt wie langweilig. Und doch, in diesem Winter könnte es einen neuen Beleg für seine Richtigkeit geben. Die Schweizer Skispringer haben einen neuen Coach bekommen. Der 34-jährige Norweger Rune Velta ersetzte den Deutschen Ronny Hornschuh, der zuvor während 8 Jahren das Schweizer Team geführt hatte.
Velta war als Springer eine bekannte Grösse, im Trainerfach fehlt ihm noch die internationale Erfahrung. Und doch, der neue Mann hat bereits seine Spuren im Schweizer Team hinterlassen und für Aufbruchsstimmung gesorgt.
Deschwanden als Zugpferd im Sommer
Das Schweizer Team blickt auf einen vielversprechenden Sommer zurück. Allen voran Gregor Deschwanden. Der 32-jährige Luzerner gewann im Sommer drei Grand-Prix-Springen (Courchevel, Rasnov und Hinzenbach) und belegte im Sommerklassement den 2. Schlussrang. Dazu gewann er bei den European Games Ende Juni die Bronzemedaille. Die Erfolge von Deschwanden hätten dem ganzen Team Schub gegeben, sagt Teamleader Simon Ammann, der ebenfalls auf einen soliden Sommer zurückblickt.
Die neue Lust am Fliegen
Der neue Coach Velta hat bisher noch nicht das grosse Werkzeug ausgepackt. Mit wenigen Inputs und kleinen Verbesserungsvorschlägen arbeitete er im Sommer an der Sprungtechnik seiner Athleten. Kleine, aber entscheidende Veränderungen, sagen die Springer und berichten vor allem über grössere Verbesserungen im «Flugsystem».
Die norwegische Schule, die etwas mehr auf Geschwindigkeit und weniger auf Flugkurve setzt, habe Einzug gehalten, schmunzelt Ammann. Aufgrund dieser Verbesserungen traut er sich zu, nicht nur wie zuletzt in die Top 20 zu springen, sondern an guten Tagen noch weiter vorne im Klassement zu landen. Die Lust dazu ist bei ihm wieder deutlich zu spüren.
Endlich wieder als Team am Start
Im letzten Winter war Deschwanden oft der Schweizer Alleinunterhalter. Ammann startete verspätet in die Saison, Killian Peier wurde von vielen Verletzungen gebremst und Dominik Peter fand im Weltcup den Tritt nicht so richtig. So war Deschwanden phasenweise gar alleine unterwegs. Pünktlich zur WM im slowenischen Planica formierte sich dann aber doch ein Team. Und mit Rang 6 erreichte dieses die beste Team-Klassierung überhaupt an einer WM.
Es war ein kleiner Erfolg in einer sonst trüben Saison. Dies sollte sich in diesem Jahr sicher verbessern. Die Schweiz wird bei den Springen zahlreicher vertreten sein. Neben den Teamleadern Deschwanden und Ammann ist auch Peier wieder gesund. Mit dem jungen, aufstrebenden Remo Imhof steht zudem ein weiterer Springer mit Weltcup-Format zur Verfügung.
Gelingt die Rückkehr aufs Podest?
Seit bald vier Jahren warten die Schweizer Springer auf einen Weltcup-Podestplatz. Zuletzt war dies Peier im Dezember 2019 im russischen Nischni Tagil gelungen. Wie weit das Team von Velta nun von diesem Ziel entfernt ist, lässt sich schwer abschätzen. Der internationale Vergleich auf Schnee fehlt. Aber mit etwas günstig gesinnten Winden ist dem Schweizer Team durchaus ein solcher Exploit zuzutrauen – dem neuen Fluggefühl sei Dank.