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Skispringer plötzlich im Fokus Deschwanden: «Es ehrt mich, dass ich im Café angesprochen werde»

Gregor Deschwanden befindet sich in der Form seines Lebens. Die Erwartungen sind massiv gestiegen. Vor allem die eigenen.

Nach zuletzt eher schwierigen Jahren hat das Skispringen in der Schweiz wieder an Popularität gewonnen. Verantwortlich dafür ist Gregor Deschwanden. Der Luzerner deutete schon letzte Saison mit zwei Podestplätzen sein Potenzial an.

Die Beständigkeit, welche der inzwischen 33-Jährige in diesem Winter an den Tag legt, war jedoch nicht vorauszusehen. Mit dermassen guten Resultaten hat Deschwanden sogar sich selbst überrascht: «Ich wusste zwar, dass ich Top-Sprünge in mir habe. Dass ich so konstant sein würde, konnte ich mir aber nicht vorstellen.»

Genervtheit ist neuer Motivation gewichen

Drei Tage nach der letzten Station der Vierschanzentournee in Bischofshofen trifft SRF Sport Deschwanden in Einsiedeln, wo er sowohl trainiert als auch wohnt. Am Montag noch überwog beim Innerschweizer die Enttäuschung über den 11. Platz im abschliessenden Tournee-Springen und dem daraus folgenden Verpassen der Top 3 in der Gesamtwertung.

Mein Puzzle ist soweit zusammen, dass ich ein Siegspringer sein kann.

Mit etwas Abstand weiss Deschwanden das Erreichte aber positiver einzuordnen: «Die Genervtheit ist inzwischen etwas weggegangen», so der Gesamt-Fünfte. «Aber es ist klar, meine Erwartungen sind gestiegen, weil ich eben so gut in Form bin. Dann ist es normal, wenn man unzufriedener ist, als wenn man nicht in Form ist», ergänzt Deschwanden.

Gregor Deschwanden.
Legende: Springt in dieser Saison in einer anderen Liga als bisher Gregor Deschwanden. Keystone/APA/Georg Hochmuth

Erster Sieg «eine Frage der Zeit»

15 Weltcup-Wettkämpfe hat der Luzerner in der laufenden Saison schon in den Knochen. Vier Mal sprang Deschwanden auf das Podest, als schlechtestes Resultat weist der Wahl-Schwyzer den oben angesprochenen 11. Rang aus. Was noch fehlt, ist der Weltcupsieg. Was in den vergangenen Jahren noch utopisch war, scheint plötzlich realistisch. «Mein Puzzle ist soweit zusammen, dass ich ein Siegspringer sein kann», glaubt Deschwanden.

Obschon der erhoffte Premierensieg in seinem Kopf präsent ist, will er sich nicht darauf versteifen. Es sei eine Frage der Zeit, bis es klappe: «Ich muss geduldig bleiben. Die Saison ist noch lang, es gibt noch viele Springen. Ich denke, dass ich es im richtigen Moment schaffen werde.»

Vorher war es nicht üblich, dass mich fremde Leute in einem Café ansprechen.

Stichwort richtiger Moment: Ein solcher wäre für Deschwanden mit Bestimmtheit die bevorstehende WM Anfang März. Die Vorfreude auf das Saison-Highlight im norwegischen Trondheim ist beim 33-Jährigen gross. Dank den guten Ergebnissen im laufenden Weltcup-Winter habe er sich ein grosses Selbstvertrauen aufgebaut. «Ich hoffe, dass ich diesen Lauf bis nach Trondheim mitnehmen kann. Dann will ich um die Medaillen mitspringen», so das klare Ziel Deschwandens.

Energie tanken fernab der Schanze

Bevor es am übernächsten Wochenende im Weltcup mit dem Springen im polnischen Zakopane weitergeht, gönnt sich der Innerschweizer ein Skisprung-freies Wochenende in Spanien. Die Wärme will der 33-Jährige nutzen, um die Batterien für den zweiten Teil der Saison aufzuladen: «Ich hoffe, dass ich durch diesen Ausflug etwas mehr Energie haben werde als meine Konkurrenten», schmunzelt Deschwanden.

In seinen «Mini-Ferien» wird der gebürtige Horwer auf offener Strasse kaum erkannt und angesprochen werden. Das gilt nicht für seine Heimat. Zumindest nicht mehr, wie Deschwanden erzählt: «Vorher war es nicht üblich, dass mich fremde Leute in einem Café in Einsiedeln ansprechen.» Obschon ihm das auf eine gewisse Weise auch unangenehm sei, freut er sich über das gestiegene Interesse am Skispringen im Allgemeinen und im Speziellen an seiner Person: «Das ehrt mich.»

Übersicht Skispringen

SRF zwei, Sportlive, 06.01.2025, 16:25 Uhr ; 

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