Die Comeback-Ankündigung von Iouri Podladtchikov kam am Freitag überraschend. Der Zürcher selbst befasste sich allerdings bereits länger mit dem Gedanken. In den letzten Jahren wirkte er im Schweizer Team oft als Assistenzcoach und verbrachte so viel Zeit im Schnee. «Der Gedanke begann sich dann wie ein Schneeball aufzurollen», beschreibt es der 36-Jährige. Wirklich konkret sei der Entschluss aber erst vor einem Monat geworden.
Podladtchikov ist in jüngster Vergangenheit nicht der erste, der es noch einmal wissen will. Die Rückkehr von Lindsey Vonn in den Ski-Weltcup sei für ihn definitiv inspirierend gewesen, ebenso die Rückkehr von Mike Tyson in den Boxring, so der Halfpipe-Olympiasieger von 2014. «Es ist wie ein Virus, der nun auch mich erwischt hat.»
Ehrenrunde statt Neustart
Podladtchikov hatte 2018 die Olympischen Spiele in Pyeongchang wegen eines Schädel-Hirn-Traumas kurzfristig sausen lassen müssen – etwas, das ihn immer auf eine Art verfolgt hat. «Das Ende damals war bitter und hat mir einige unruhige Nächte beschert. Nun ist das Ziel, das Bittere zu versüssen. Es ist, wie wenn man die letzten paar Noten noch einmal aufnehmen könnte», formuliert es der Zürcher fast schon etwas philosophisch.
Er ist sich bewusst, dass ein Comeback auch immer eine gewisse Fallhöhe mit sich bringt. Was, wenn es schiefgeht? «Diese Möglichkeit gibt es sicher», sagt Podladtchikov und denkt auch an eine allfällige Verletzung. Er habe den Entschluss aber sorgfältig abgewogen und ist sich sicher: «Es lohnt sich.»
Sollte es mit dem grossen Ziel Olympia 2026 klappen, wäre danach aber trotzdem Schluss. Podladtchikov sieht das Comeback nicht als Neustart, sondern vielmehr als Ehrenrunde. «Ich möchte meine Karriere mit einer Teilnahme an den Olympischen Spielen beenden. Das ist mir beim letzten Mal verwehrt geblieben.»
SRF-Experte Simmen zuversichtlich
SRF-Experte Gian Simmen traut Podladtchikov durchaus zu, dass er das Ziel Olympia erreichen kann. Zwar sei er 5 Jahre keine Wettkämpfe mehr gefahren, in dieser Zeit sei er aber Snowboard gefahren, habe alle seine Blessuren ausheilen lassen können und sei körperlich fit. Podladtchikov habe wohl genau analysiert, was die Konkurrenz kann und was es von ihm brauche, um mitzuhalten.
«Jetzt kann er in den Wettkampf-Rhythmus reinkommen, im Sommer trainieren und neue Tricks lernen und im nächsten Winter angreifen», so Simmen.