Ein Glücksjahr war 2024 für Jan Scherrer wahrlich nicht. Fast genau 12 Monate ist es her, seit sich der Toggenburger an den X-Games die linke Ferse gebrochen hat. Einige Monate später erhielt seine Frau die Schockdiagnose Krebs. Und als wäre das nicht genug, brach sich Scherrer kurz vor der wettkampfmässigen Rückkehr in den Schnee Ende Oktober einen Rippenknorpel.
«Fast schon lächerlich» sei es ihm manchmal vorgekommen, wie ein Unglück das andere gejagt hat, blickt Scherrer zurück. Bei seiner Frau sei «zum Glück alles gut rausgekommen». Für den 30-Jährigen selbst sind die vergangenen Monate hingegen zum Wettlauf gegen die Zeit geworden.
Seltene und komplizierte Verletzung
Anders als bei seinem Fersenbruch präsentierte sich die Ausgangslage für Scherrer nach der Rippenverletzung komplizierter. Der Grund: Ein Bruch des Rippenknorpels ist eine äusserst seltene Verletzung. Das bestätigt auch Dr. Stefan Fröhlich, leitender Verbandsarzt bei Swiss Snowboard. «Das sieht man nicht jedes Jahr, sondern vielleicht zwei- bis dreimal im Leben.» Entsprechend würden auch Erfahrungswerte fehlen.
Bei einer Operation wurden Scherrer zwei Platten sowie 18 Schrauben eingesetzt, um zwei weggebrochene Rippen zu fixieren. Gefährlich könnte es bei einer zu frühen Belastung werden. «Wirken zu grosse Kräfte, könnte es die Metallimplantate herausreissen, weil diese im Knorpel nicht so gut halten wie im Knochen», erklärt Fröhlich die Problematik.
Gewisse Dinge relativieren sich
Stand heute ist offen, ob Scherrer rechtzeitig für die Heim-WM im Engadin (17. bis 30. März) wieder einsatzbereit ist. Noch steht die Rückkehr in den Schnee aus. Er habe es immer als Riesen-Highlight angeschaut, eine WM im eigenen Land zu fahren. «Es war ein grosses Ziel, dort eine Medaille zu holen. Jetzt ist mein einziges Ziel, es überhaupt an die WM zu schaffen», so der Vater einer dreijährigen Tochter.
Sollte er es tatsächlich an die Titelkämpfe schaffen, würde er seine Ziele «vielleicht noch etwas erhöhen», schiebt der Toggenburger nach. An Grossanlässen hat er in den letzten Jahren zuverlässig abgeliefert. Zwischen den beiden WM-Bronzemedaillen 2021 und 2023 in Aspen und Bakuriani gewann Scherrer auch an den Olympischen Winterspielen in Peking Bronze.
Damit womöglich eine weitere Medaille bei einem Grossanlass dazukommt, braucht Scherrer in den nächsten Wochen auch etwas Glück. Der Snowboarder hofft ohnehin, «dass es 2025 steil bergauf geht.» Das vergangene Jahr hat ihn aber auch gelehrt, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt. «Wenn ich die WM verpasse, könnte ich es nach diesem Jahr leichter akzeptieren.»