Nach seinem bis dahin erfolgreichsten Jahr, das ihm an den «Laureus Sports Awards» zum zweiten Mal nach 2018 die Auszeichnung zum weltweiten Para-Sportler des Jahres eingebracht hatte, stellte sich bei Marcel Hug Ende 2021 die Frage: Weitermachen oder auf dem Höhepunkt aufhören?
Nach reiflicher Überlegung kam Hug zum Schluss: «Das Feuer für den Spitzensport ist nach wie vor riesig.» Der in der Zentralschweiz lebende Thurgauer setzte sich neue Ziele, legte den Fokus vermehrt auf die längeren Distanzen und fuhr damit goldrichtig.
22 Jahre alten Weltrekord geknackt
Hug gewann in diesem Jahr die Marathons in Tokio, Berlin, London, Chicago und New York und sicherte sich damit zum vierten Mal den Gesamtsieg in der World Marathon Major Series, dem Zusammenschluss der grössten sechs Städte-Marathons. Quasi als Zugabe verbesserte er im japanischen Oita den 22 Jahre alten Marathon-Weltrekord von Heinz Frei um über zwei Minuten auf 1:17:47 Stunden.
Für Hug ist der Sport Passion und Beruf zugleich; der 36-Jährige ist einer der weltweit wenigen Profisportler im Rollstuhl. Hinter seinen Erfolgen steckt viel Arbeit. 30 Stunden wöchentliches Training sind für den mit einem offenen Rücken (Spina bifida) geborenen Athleten die Norm. Entscheidend sind auch ein gutes Umfeld und das Material. Sein Trainer Paul Odermatt ist ein ebenso wichtiger Baustein wie der in der Schweiz entwickelte Hightech-Rollstuhl, bei dessen Entwicklung Hug selber intensiv mitgewirkt hat.
Schafft er es auch in Zukunft, die Begeisterung und den Willen aufzubringen, nach Höchstleitungen zu streben, dürfte weiterhin mit Hug zu rechnen sein. Bis zu den nächsten Paralympics dauert es schliesslich nur noch eineinhalb Jahre.