Da war die vorletzte Saison, der Marco Odermatt auf beeindruckende Weise den Stempel aufgedrückt hatte, in der er von Erfolg zu Erfolg gefahren war. Da war dann folgerichtig auch die Frage, ob diese Häufung an Spitzenleistungen etwas Einmaliges war, ob es überhaupt noch besser ginge.
Ja, es ging noch besser. Der zum dritten Mal hintereinander zum Schweizer Sportler des Jahres gewählte Odermatt lieferte von allem noch mehr, er dominierte im Weltcup noch deutlicher. In seiner saisonalen Bilanz hatte er 13 Weltcup-Siege und neun weitere Podestplätze stehen.
Anders ausgedrückt: Er verpasste das Podium bei 26 bestrittenen Rennen lediglich vier Mal. Odermatt schraubte sein Total auf 2042 Weltcup-Punkte hoch – auf eine zuvor unerreichte Höhe. Die bisherige Bestmarke, während 23 Jahren vom Österreicher Hermann Maier gehalten, hatte bei 2000 Punkten gelegen.
Historische Leistung mit WM-Titeln veredelt
Allein im Riesenslalom siegte Odermatt sieben Mal. Dazu kamen ein zweiter und ein dritter Rang, womit er seine grandiose Serie weiter verlängerte. In der alpinen Basis-Disziplin war Odermatt in den letzten beiden Weltcup-Saisons in 17 Riesenslaloms, zu denen er startete, ohne Ausnahme unter den ersten drei klassiert. Seine historisch guten Leistungen im Weltcup veredelte der Überflieger im Februar mit den WM-Titeln in der Abfahrt und, selbstverständlich, im Riesenslalom.
Erfolge dieser Grössenordnung setzen nicht nur überproportionales Talent voraus. Sie stellen auch im mentalen Bereich höchste Anforderungen. Odermatt verfügt offenbar auch diesbezüglich über Stärken, die über das normale Mass hinausgehen. Das Zusammenspiel zwischen Physis und Psyche spielt bei ihm perfekt. Diese Symbiose erlaubt ihm eine Fokussierung, die ihresgleichen sucht.
Odermatt überzeugt nicht nur auf, sondern auch abseits der Piste. Er weiss den Erfolg und seine Privilegien richtig zu werten. Er sieht sich trotz seines Status im alpinen Skizirkus als nichts Besonderes. Demut und Bescheidenheit sind für ihn keine Lippenbekenntnisse. Der Superstar ist gerade deshalb auch Sympathieträger.