Es gibt keine guten oder schlechten Trainer. Es gibt nur erfolgreiche und weniger erfolgreiche Trainer. So sagt man. Roberto Di Matteo war am 19. Mai 2012 in München, kurz vor Mitternacht, ein sehr erfolgreicher Trainer. Für den Moment sogar der erfolgreichste auf der ganzen Welt.
«I won it!», schrie er seinem Präsidenten Roman Abramowitsch ins Ohr, bevor er den grossen Pokal der Champions League in Empfang nehmen durfte. Nicht José Mourinho, Guus Hiddink, Felipe Scolari oder Carlo Ancelotti haben ihn für Chelsea gewonnen, sondern der 42-jährige Italo-Schweizer Di Matteo.
Siege gegen Barcelona und Bayern
Innerhalb von nicht einmal 3 Monaten war der gebürtige Schaffhauser vom Assistenten zum Erfolgstrainer aufgestiegen. Anfang März übernahm er von seinem Chef André Villas-Boas eine kriselnde und zerrüttete Mannschaft. Doch Di Matteo setzte mit Chelsea unverzüglich zum Siegeszug an, weil er die wichtigsten Aufgaben eines Trainers richtig löste. Er kittete die Risse im Teamgefüge, brachte die Führungsspieler hinter sich und liess die Mannschaft ihren Fähigkeiten entsprechend spielen.
Chelsea holte unter Di Matteos Führung den FA-Cup gegen Liverpool, vor allem aber eliminierte es in den CL-Halbfinals den FC Barcelona und schlug im Final Bayern München. Es waren Siege gegen überlegene Gegner. Kalkül siegte über Spielwitz, Kampf überflügelte Technik. Das Einfache im Fussball, das Erlernbare, erledigte Chelsea dank Di Matteo ohne Fehl und Tadel.
Trotz Entlassung ein «Grosser»
Di Matteo ist nun seit etwas mehr als 4 Jahren als Trainer im Profifussball tätig. Und er kennt schon alle Facetten dieses oft so irrationalen Business'. Denn er hat nicht nur nationale und internationale Titel gefeiert, sondern auch schwere Niederlagen erlebt. Ein halbes Jahr nach dem grösstmöglichen Triumph wurde er bei Chelsea als Folge von 6 sieglosen Spielen in Serie entlassen.
«Erst nach der ersten Entlassung ist man ein richtiger Trainer», besagt ein Sprichwort. So gesehen ist Di Matteo schon angekommen. In der Branche und im Zirkel der ganz Grossen der Szene. Champions League und Entlassung, alles erlebt: Wie Mourinho, Ancelotti, Vicente Del Bosque, Louis van Gaal oder Marcello Lippi.