Manchmal ist weniger mehr. Diese Lektion droht auch der Ironman auf schmerzhafte Weise lernen zu müssen. Denn die mittlerweile globale Rennserie hat ihren Markenkern verwässert – zugunsten höherer Einnahmen. War die Teilnahme an der berühmt-berüchtigten WM auf Hawaii lange nur den Besten der Branche vorbehalten, wird die Insel mittlerweile regelrecht überschwemmt.
Nach der Corona-bedingten Pause hatten sich schlicht zu viele für die Ironman-WM qualifiziert. In Zahlen: Statt wie üblich 2000 Teilnehmende kämpften sich im Vorjahr 5000 Athletinnen und Athleten durch 3,86 km Schwimmen, 180,2 km Radfahren und den abschliessenden Marathon.
Frauen und Männer bestreiten separate Rennen
Die Folge: Man musste den Wettkampf auf zwei Tage aufteilen. Für die örtliche Infrastruktur ein Mammutprojekt. Den Verantwortlichen trieben die höheren Einnahmen hingegen Dollar-Zeichen in die Augen. Man fasste die Beschlüsse ...
- ... Frauen und Männer in den Rennen zu trennen und ...
- ... die WM jeweils alternierend auf Hawaii und in Nizza durchzuführen.
In der Szene sorgen diese Massnahmen für Unverständnis. Daniela Ryf, vierfache Hawaii-Siegerin, meint etwa: «Dass ein grosses Stück Geschichte verlorengeht, finde ich extrem schade. Ich finde es nicht intelligent, den Mythos zu zerstören.» In die gleiche Richtung zielt der kürzlich zurückgetretene Ironman Jan van Berkel, die Organisation vergebe die Chance, «den Mythos weiterzupflegen».
Neben dem Ortswechsel kommt auch die Trennung der Geschlechter nicht gut an. «Das ist so eine dumme Idee. Das erinnert an ein Internat», lautet die klare Meinung des dreimaligen Champions Jan Frodeno. Für den Trainer und 13-fachen Teilnehmer Kurt Müller führen diese Änderungen dazu, dass die «Rennen langweiliger werden».
Von den Organisatoren blieb eine Stellungnahme bislang aus. Sie werden sich langfristig entscheiden müssen: Profit oder Mythos? Dabei dürfen sie nicht vergessen: Manchmal ist weniger mehr.