Für Triathletin Jolanda Annen geht am kommenden Samstag ein Teil einer langen und beschwerlichen Zeit zu Ende. Die 31-jährige Urnerin nimmt im Rahmen der World Triathlon Championship Series am Rennen in Yokohama teil. Es ist ihr erster Einsatz in der höchsten Triathlon-Serie seit fast 3 Jahren.
Ihre Leidenszeit begann im Januar 2021, wie Annen im Gespräch mit SRF verrät: «Ich merkte, dass ich nach ungefähr 10 Minuten nicht mehr mit den anderen Athletinnen mithalten konnte.» Es war der Startschuss zu einer physisch und psychisch belastenden Zeit.
Diagnose: «Radfahrer-Krankheit»
Bei diversen Trainingsmessungen wurde ersichtlich, dass sie in gewissen Bereichen nicht mehr an ihr gewohntes Leistungsniveau herankam. «Knapp 2 Monate vor den Olympischen Spielen in Tokio habe ich in einem Teamrennen wieder einen Krampf bekommen. Ich hatte im linken Bein immer wieder Verkrampfungen, das zog sich dann über die kommenden Rennen weiter», blickt Annen zurück.
Es stellte sich heraus: Annen leidet an der sogenannten «Radfahrer-Krankheit». Eine verengte Beckenarterie am Bauch verursachte einen um rund 50 Prozent reduzierten Blutzufluss im linken Bein. Dies führte bei hohen Belastungen im Training oder Wettkampf zu Schmerzen und Krämpfen im Oberschenkel und in der Wade.
Die letzten 2 Monate habe ich gemerkt, dass es immer wieder einen Schritt vorwärts geht. Die Form steigt immer mehr an.
Annen wurde mittlerweile operativ behandelt, unter anderem durch einen Gefässchirurgen. «Im Sommer weiss ich, wie erfolgreich die Operation wirklich war», so Annen, die mittlerweile wieder regelmässig Rennen bestreitet.
«Wir haben Anfang Jahr entschieden, dass ich im Februar wieder in die Wettkämpfe einsteige. Die letzten 2 Monate habe ich gemerkt, dass es immer wieder einen Schritt vorwärts geht. Die Form steigt immer mehr an», freut sich Annen.
Und am Samstag steht für sie in Yokohama ein persönliches Highlight an. Annen, die regelmässig gegen die besten Athletinnen der Welt angetreten war, nimmt zum ersten Mal seit fast 3 Jahren wieder an einem Wettkampf der höchsten Triathlon-Kategorie teil. Möglich ist dies, weil ihre Landsfrau Cathia Schär auf eine Teilnahme verzichtet und sie darum nachrücken darf.
Um weiterhin Rennen in der Championship Series bestreiten zu können, muss sich Annen in der Weltrangliste zuerst wieder nach vorne kämpfen. Aktuell liegt sie weit ausserhalb der Top 100, weshalb die Teilnahme in Japan vorerst auch eine Ausnahme bleiben wird. Demnach räumt sie der Championship Serie vorerst auch keine Priorität ein.
Teilnahme an den Olympischen Spielen unrealistisch
Dennoch ist der Wettkampf in Yokohama für Annen vor allem eine Bestätigung und Genugtuung für die harte Arbeit und den Durchhaltewillen in den letzten Jahren. Chancen auf eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris rechnet sie sich aber nicht wirklich aus.
«Zwar wurden die Selektionskriterien wegen meiner Verletzung von Swiss Olympic angepasst. Aber ich müsste in die Top 3 laufen», erklärt Annen. Dieses Vorhaben ist für sie eher unrealistisch. Ausserdem haben mit Schär und Julie Derron bereits 2 Athletinnen die Selektionskriterien erfüllt.
Mein Ziel in diesem Jahr ist es, Rennen auf hohem Niveau zu bestreiten.
«Schon im letzten Sommer war es für mich klar, dass es sehr schwierig werden würde», sagte die zweifache Olympia-Teilnehmerin. Nach Jahren mit der Verletzung müsse sie realistisch bleiben und in diesem Jahr andere Ziele verfolgen. Und diese lauten: «Rennen auf hohem Niveau zu bestreiten.»