Franco Colapinto ist die personifizierte Sehnsucht Südamerikas in der Motorsport-«Königsklasse» – und womöglich noch mehr. «Wenn man als Europäer ein Rennen beendet und für eine Stunde ins Flugzeug steigt, nach Hause fliegt und abends bei seiner Familie ist, ist das ganz normal», erinnert sich Colapinto an seine Teenager-Zeit fern der Familie.
«Bei mir war es genau das Gegenteil. Ich war 14 Jahre alt, lebte allein, kam von einem harten Wochenende zurück und brauchte eine Umarmung. Man ist aber völlig allein.»
Werbung in eigener Sache?
Nun, 7 Jahre später kann er sich vor Umarmungen kaum retten. Rund zweieinhalb Flugstunden von Buenos Aires entfernt ist das erst recht so. Hier, in São Paulo, in der Mega-Metropole des argentinischen (Fussball)-Erzivalen Brasilien. Hier bietet sich Colapinto auch die nächste Möglichkeit, sich mit einer starken Leistung ein Cockpit für nächste Saison zu sichern.
Wenn mir Williams keinen Rennsitz geben kann, dann, denke ich, ist es normal, dass sie mir erlauben, woanders hinzugehen.
Denn Williams, wo er den chronisch erfolglosen Logan Sergeant beim Grossen Preis von Italien in Monza und damit erst vor vier Rennen ablöste, hat seine Cockpits fürs kommende Jahr vergeben. Neben Alexander Albon, der die Klasse Colapintos schon zu spüren bekam, wird Carlos Sainz im zweiten Williams fahren.
Der Spanier kommt von Ferrari. «Wenn mir Williams keinen Rennsitz geben kann, dann, denke ich, ist es normal, dass sie mir erlauben, woanders hinzugehen», sagt Colapinto: «Aber ich bin nicht die richtige Person für diese Frage.»
Auf einer Stufe mit Messi
Bei aller sportlichen Überzeugungsarbeit mit zwei Top-10-Plätzen und bisher 5 Punkten bringt Colapinto dem Vernehmen nach auch noch finanzkräftige Sponsoren mit und ein Land, das zuletzt 2001 durch Gaston Mazzacane in der Formel 1 vertreten war. Colapinto war da noch nicht mal geboren.
Ich wäre ein schlechter Teamchef, wenn ich nicht ausloten würde, ob er zu haben ist.
Colapinto hat es in rasantem Tempo selbst zu einer bedeutenden Person in seiner Heimat gebracht. Vergleiche mit Fussball-Weltmeister Messi hält er für verrückt. Die Sportzeitung Olé hat aber ebenso wie der Senders TyC Sports in seinem Portal eine eigene Colapinto-Rubrik.
Entgangen ist der Hype um Colapinto auch dem Teamchef von Red Bull nicht. Neben dem immer noch freien Platz für 2025 bei Sauber, dem designierten Audi-Team (ab 2026), könnte neben Verstappen das Cockpit frei werden, auch wenn Sergio Pérez davon weiter nichts wissen will. Christian Horner sagte dem Fachmagazin Auto, Motor und Sport: «Ich wäre ein schlechter Teamchef, wenn ich nicht ausloten würde, ob er zu haben ist.»