Die Expansion der Formel 1 stellt sogar Toto Wolff vor ungeahnte Probleme. Als Motorsportchef von Mercedes hat der Österreicher in zehn Jahren reichlich Erfolge gefeiert und manche Krise gemanagt, gegen die Versuchungen einer ganzen Stadt musste Wolff sein Team aber noch nie abschirmen.
«Wir werden alle von den Casinos fernhalten. Ich spiele nicht. Also werde ich dafür sorgen, dass niemand spielt», sagte Wolff mit einem Grinsen am Rande des Grossen Preises der USA in Austin (Texas).
Was das Marketing angeht, stellen wir alles in den Schatten, was wir bisher gemacht haben
In vier Wochen schon kehrt die Königsklasse in ihren neuen Kernmarkt USA zurück. In der Glücksspiel-Metropole Las Vegas findet am 18. November nach über 40 Jahren wieder ein Grand Prix der Formel 1 statt. Ein Zufall ist das nicht. «Was das Marketing angeht, stellen wir alles in den Schatten, was wir bisher gemacht haben», sagte Wolff.
«Das wird für den Sport weltweit sehr gut sein», sagt Zak Brown, Teamchef bei McLaren, denn: «Es gibt eine Menge Raum für Wachstum. Ich sehe keinen Grund, warum der Sport nicht noch stärker werden kann.»
Auch Brad Pitt heizt den Hype an
Der Hype um die Rennserie ist auf globaler Ebene schon jetzt enorm. Selbst Hollywood ist infiziert. Der Formel-1-Film mit Brad Pitt, der im kommenden Jahr erscheinen soll, sollte das Interesse weiter anheizen. Die Königsklasse trägt diesem mit dem Rekordkalender von 24 Rennen im Jahr 2024 Rechnung. Gedanken an einen 25. WM-Lauf in der Zukunft gibt es bereits.
«24 Rennen sind schon eine Menge. Aber ich schätze, wenn wir einen anderen geeigneten Veranstaltungsort finden, der den Kalender bereichert, werden wir sicher einen Weg finden, ihn unterzubringen», sagte Wolff.
Ich denke, dass wir der Formel 1 einen Mehrwert bringen.
Südafrika gilt als Kandidat. Auch eine Rückkehr nach Indien könnte es geben, womöglich auch im Rotationsprinzip in einem 24er-Kalender. Dieser würde den Kreis potenzieller Gastgeber weiter vergrössern – ebenso wie die Einnahmequellen der Formel 1.
Ex-Fahrer Andretti will mit neuem Team einsteigen
Partizipieren möchte auch Michael Andretti. In Austin spazierte der frühere Rennfahrer, der mit seinem Rennstall einen Einstieg als elftes Team zur Saison 2025 anstrebt, entspannt durch das Paddock und betrieb kräftig Lobbyarbeit. «Ich denke, dass wir der Formel 1 einen Mehrwert bringen», sagte Andretti.
Bei den zehn Platzhirschen herrscht dagegen Skepsis, vor allem wegen des Geldes. Die Ausschüttungen durch Formel-1-Eigner Liberty Media – 2022 waren es 1,157 Milliarden Dollar – müssen bei einer Aufblähung durch eine weitere Partei geteilt werden.
Der Weltverband FIA hat trotzdem bereits grünes Licht gegeben. Die Entscheidung trifft am Ende aber das Formel-1-Management (FOM). Eine wohlwollende Bewertung ist durchaus möglich. Raum für Wachstum gibt es schliesslich genug.