Nach 35 Jahren beim Hinwiler Rennstall darf man Beat Zehnder gut und gerne als Sauber-Urgestein bezeichnen. Der heutige Sportdirektor blickt auf fast 30 Jahre in der Formel 1 zurück. Darunter sind Höhenflüge wie die Vize-Weltmeisterschaft 2007 oder der einzige GP Sieg durch Robert Kubica 2008. Aber auch Momente der finanziellen Schieflage, wie etwa 2009 nach dem Ausstieg von BMW, den Sauber beinahe nicht überlebt hätte.
Aktuell befindet sich der Rennstall aus dem Zürcher Oberland – zumindest in finanzieller Hinsicht – in ruhigeren Gewässern. Ende Oktober wurde bekannt, dass Audi auf die Saison 2026 hin bei Sauber einsteigt. Der aktuelle Titelsponsor Alfa Romeo verkündete daraufhin seinen Ausstieg per Ende nächsten Jahres.
Ich dachte, ‹jeder, der am Sonntag 2 Stunden vor dem Fernseher sitzt und schaut, wie die Werbung im Kreis tragen, hat eine Ecke ab.›
«Wichtig ist, dass die Motorensituation geregelt ist, wir werden noch 3 Jahre Ferrarimotoren fahren», sagt Zehnder zu den zwei Jahren, die es zu überbrücken gilt. Bei der Suche nach einem neuen Titelsponsor befinde man sich auf einem guten Weg. «Es wäre schön, wenn wir für zwei Jahre wieder Sauber-F1-Team heissen würden», sagt der Zürcher bei seinem Besuch im Sportpanorama.
Zu jung, keine Erfahrung, kein Interesse
Dass es Zehnder einst nach Hinwil verschlagen hat, ist eher dem Zufall geschuldet. Oder dem Schicksal? Am wahrscheinlichsten wohl der wirtschaftlichen Entwicklung, gepaart mit der ein oder anderen glücklichen Fügung. Vor seinem Engagement bei Sauber arbeitete Zehnder bei Sulzer in Winterthur, wo damals die grössten Schiffsmotoren der Welt produziert wurden. Weil die Produktion aber ausgelagert wurde, musste sich Zehnder neu orientieren.
Eine Anzeige in der Zeitung – und ein platter Veloreifen, denn ohne diesen hätte er nicht den Zug genommen, wo er ebendiese Zeitung in die Finger kriegte – führten den 56-Jährigen schliesslich nach Hinwil. Und das, obwohl Zehnder vom Motorsport eine nicht allzu hohe Meinung hatte.
«Ich bin sehr sportinteressiert, aber Rennsport gehörte für mich nicht dazu. Ich dachte, ‹jeder, der am Sonntag 2 Stunden vor dem Fernseher sitzt und schaut, wie die Werbung im Kreis tragen, hat eine Ecke ab›», beschreibt er sein damaliges Interesse.
Das erste Gespräch mit Peter Sauber habe dann auch gerade einmal 10 Minuten gedauert, erzählt Zehnder. «No way!», habe dieser gesagt. Mit 20 Jahren sei er zu jung, verfüge über keine Rennsport-Erfahrung und, am schlimmsten, habe nicht einmal Interesse daran. 3 Wochen später bekam Zehnder den Job trotzdem – «weil Peter einfach unbedingt jemanden brauchte.»
Bleibt Zehnder in Hinwil?
Das ist nun 35 Jahre her. Bis zu Zehnders Pensionierung dauert es noch knapp 10 Jahre. Verbringt er diese in Hinwil? «Ich weiss es nicht. Es kommt auch immer etwas darauf an, welche Angebote kommen», sagt der Zürcher zu seiner Zukunft. In den letzten Jahren habe es einige davon gegeben. Der Zeitpunkt habe aber nie gepasst. Das hat auch mit einem Versprechen an Sauber zu tun. «Ich habe Peter versprochen, dass ich das Team nicht verlassen werde, wenn man nicht weiss, in welche Richtung es geht.»