Der Transfer von Cristiano Ronaldo in die saudische Profi-Liga – nur vereinzelte kritische Stimmen. Der Aufschrei der Golfprofis nach der Gründung der hoch dotierten, von Saudi-Arabien gestützten LIV Golf Tour – verstummt. Der Kauf von Newcastle United durch einen saudischen Staatsfonds – von vielen Fans begrüsst.
Und nun der dritte Formel-1-GP in Saudi-Arabien – Schweigen im Fahrerlager. Ausser bei einem: Lewis Hamilton äusserte sich zu Beginn des GP-Wochenendes zwar verklausuliert, aber kritisch. Nachdem sich einzelne Fahrer «freudig» über die Rückkehr nach Saudi-Arabien gezeigt hatten, sagte Hamilton, er habe «nichts hinzuzufügen – ausser das Gegenteil davon, was gesagt wurde».
Formel 1 verschärft politische Richtlinien
Wenn ein Sportanlass an Orten mit Menschenrechts-Fragen stattfinde, «wie dieser hier», müsse er auch das Bewusstsein schärfen und einen positiven Impact haben, so Hamilton. «Und ich habe das Gefühl, dass mehr gemacht werden sollte.» Der siebenfache Weltmeister musste sich zurückhaltender als früher äussern, weil die Formel 1 Ende letztes Jahr verschärfte Richtlinien für politische Aussagen erlassen hat.
Schliesslich wünschte Hamilton allen ein «sicheres Wochenende» und eine «sichere Ausreise». Damit spielte der Brite auch auf den Angriff bei der Austragung im vergangenen Jahr an, als eine von jemenitischen Rebellen abgefeuerte Rakete nahe der Formel-1-Strecke in Dschidda einschlug, der GP aber dennoch stattfand.
Saudi-Arabien schon lange in der Kritik
Menschenrechts-Organisationen kritisierten Saudi-Arabien seit langem für seine Intervention im jemenitischen Bürgerkrieg, die Diskriminierung von Frauen, die zunehmende Zahl von Hinrichtungen und die brutale Unterdrückung jeglicher Opposition bis hin zum staatlichen Mord wie jener am Journalisten Jamal Kashoggi 2018.
Sportanlässe wären eine Gelegenheit, auf die Missstände aufmerksam zu machen, doch durch die schiere Menge des saudischen Engagements im Sport nistet sich eine Ermüdung ein. So verpuffte auch die scharfe Kritik von Amnesty International an der Vergabe der Fifa-Klub-WM 2023 an Saudi-Arabien weitgehend ungehört.
Immerhin: Einen kleinen Sieg konnten die Menschenrechtler feiern: Das in Erwägung gezogene Sponsoring der Frauen-Fussball-WM durch die saudische Tourismusförderung kommt nicht zustande. Es wäre wohl ein zu absurdes Signal gewesen.