Erst vor 7 Tagen hat Max Verstappen seinen 26. Geburtstag gefeiert, nun darf er sich bereits dreifacher Weltmeister nennen. Der Niederländer fügt sich damit in einer illustren Runde ein: Neben Michael Schumacher, Lewis Hamilton, Juan Manuel Fangio und Sebastian Vettel ist er erst der 5. Fahrer, dem das ohne Unterbrechung gelungen ist. Der jüngste Triumph des Red-Bull-Piloten ist sein bislang beeindruckendster.
2021 hatte er in einem denkwürdigen Saison-Finale den vormaligen Dominator Hamilton spektakulär noch abgefangen. 2022 drehte er nach verpatztem Saisonstart (in 2 von 3 Rennen ohne Punkte) auf und liess danach niemand mehr an sich herankommen. Doch diese Saison hat Verstappen sein Niveau noch einmal gesteigert.
Nur ein Patzer in einer makellosen Saison
Er war bereits im 1. Saisonrennen in Bahrain unschlagbar und blieb das mit beängstigender Konstanz. Der Niederländer, der von seinem Vater und Ex-Rennfahrer Jos Verstappen früh zum Champion erzogen wurde, holte danach 12 von 15 möglichen Siegen. Dabei reihte er von Miami bis Monza unglaubliche 10 Erfolge aneinander und löste Sebastian Vettel als Rekordhalter ab.
Der neue, alte Weltmeister zeigte praktisch keine Schwäche und fuhr in allen Rennen aufs Podest – in allen, ausser in einem. Vor 3 Wochen musste er mit einem 5. Rang die einzige «Schlappe» der Saison einziehen. In Singapur war das Regelwerk verschärft worden, was Flügel und Unterboden betrifft. Manch einer sah einen Zusammenhang zwischen dem und dem unerwarteten Einbruch von Red Bull im Stadtstaat.
Der 26-Jährige – mit 17 einst jüngster Fahrer der Geschichte, mit 18 jüngster Rennsieger und früh als «Heisssporn» verschrien – reagierte aber im Stile eines Weltmeisters. Nur eine Woche später stellte er mit seinem Sieg in Suzuka die Machtverhältnisse wieder her. Zu seinen Kritikern meinte er trocken: «Natürlich fangen die Leute dann an zu sagen: ‹Das liegt alles an den technischen Richtlinien›. Ich denke, die können sich verziehen.»
Er ist auf einem anderen Level im Vergleich zu allen anderen Fahrern.
Episoden wie diese zeigen, dass der Ehrgeiz von Verstappen, dem «Phänomen ohne Grenzen» (Tuttosport), von seinen Erfolgen und Rekorden unberührt ist. Die Konstrukteurswertung entschied Red Bull dank diesem Sieg bereits in Japan vorzeitig für sich. Teamkollege Sergio Perez war dabei aber mehr Statist – alles Lob gilt Verstappen. Mit 400 Punkten nach 16 Rennwochenenden würde er allein mit seinen Punkten die Team-WM mit 95 Zählern Vorsprung auf Mercedes anführen.
Tatsächlich war allenfalls Ferrari unter Schumacher so sehr auf einen Fahrer fixiert. Beide dankten bzw. danken es mit Rekorden. Verstappen holte die meisten GP-Siege (15), die meisten Punkte (454) und die meisten Podestplätze (18) in einer Saison allesamt 2022. Und er ist auf bestem Weg, all dies heuer nochmals zu toppen.
Kein Ende in Sicht
Kein Wunder also, adelten ihn seine Konkurrenten bereits vor dem Sprint in Katar, der seinen neuerlichen Triumph auch rechnerisch fixierte. «Er hat so viele Rekorde gebrochen, Gratulation an ihn. Und er hat nicht nur leichte Rennen gewonnen. Wenn man den Job so erledigt, nötigt einem das viel Respekt ab», sagte Fernando Alonso. «Er ist auf einem anderen Level im Vergleich zu allen anderen Fahrern», lobte Perez.
Ein Ende ist nicht in Sicht. Zum einen, weil die nächste grosse Regelrefom erst 2026 kommt und die Überlegenheit von Red Bull anhalten dürfte. Zum anderen, weil Verstappen der Ehrgeiz und der Wille zu gewinnen, schon früh von seinem Vater eingepflanzt wurde. «Ich möchte immer noch mehr erreichen», pflegt der 26-Jährige zu sagen – ohne Grenzen.